Folge 17

Aus U.S.S. Friendship

Zusammenfassung

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Autor: Shiong-Soon Leong
Titel: Folge 17

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Ensign Amily Lydecker rannte mit ihrem Med-Kit bewaffnet aus der

Krankenstation heraus auf den Flur. Crewman Jensen Barlow war ihr mit einem eigenen Kit in der Hand dicht auf den Fersen. Kaum war sie aus der Tür heraus, bog sie scharf links ab in Richtung des Turbolifts. Die Frau schlug sich auf den Kommunikator: „Computer, Turbolift Notfall-Priorität.“

Dieser kurze Befehl genügte, um die nächstgelegene Kabine mit schnellster Geschwindigkeit auf das gleiche Deck zu holen, auf dem sich auch der Besitzer des Kommunikators befand. Der Lift würde sogar noch schneller fahren als für humanoide Lebewesen verträglich, sollte die Kabine leer sein. Die Einrichtung dieses Notfall-Befehls hatte sich in der Vergangenheit mehr als bewährt und viele lebensrettende Minuten einsparen können. Einerseits konnte Amily davon ausgehen, daß die Kabine sie mit offenen Türen erwartete. Auf der anderen Seite würden sämtliche anderen Kabinen, die sich den gleichen Schacht teilten, auf eine Warteposition geschickt oder umgeleitet, bis Ensign Lydecker ihr Ziel würde erreicht haben.

„Computer, zur Brücke“, preßte sie aus ihrem Mund heraus, noch bevor sie um die Ecke zur Lifttür abbog.

Schnaufend erreichten die beiden Mediziner die Kabine. Sekundenbruchteile später, als sie den Flur hinter sich gelassen hatten, entschied der Computer, daß niemand sonst mitfahren wollte, schloß ohne weiteren Kommentar die Tür und begann mit höchster zugelassener Geschwindigkeit die kurze Reise zur Brücke.

Erst jetzt gönnte sich die brünette Frau einige tiefe Atemzüge. Das Adrenalin während ihres kurzen Sprints hatte sie das Atmen beinahe vergessen lassen.


Ein wildes Durcheinander vielfältiger Stimmen durchdrang den Saal. Ein Beobachter, welcher die Muße mitbrachte, sich auf dem Wendelgang von oben das Gewimmel und Gewusel zu beobachten, mußte bestimmt an Chaos denken. Immer wieder schien es, als ob sich das Chaos zu einem Muster entwickelte. Doch wenn man versuchte, sich darauf zu konzentrieren, ließ es sich doch nicht fassen und entfleuchte den Sinnen.

„...Kaufen...“ - „23“ - „Verkaufen“ - „14“

Wortfetzen und Zahlen durchdrangen das laute Rauschen der Stimmen. Derselbe Beobachter würde erkennen, daß unten auf dem Parkett nur Männer für das Gerangel und Geschiebe verantwortlich waren. Ferengi und Nicht-Ferengi waren jeden Tag bis auf eine freie Stunde gleichsam im Krieg, warfen wild mit Worten um sich, um sich an der ferengischen Hauptbörse ihre Profite zu sichern und die Gier nach Geld und Macht zu befriedigen. Gerade die ferengischen Händler übertrafen sich einander im Spiel um die bunteste und goldschimmernste Tracht.

Auf mehreren Säulen liefen die Latinum-Kurse der verschiedensten Rohstoffe, die Preise für die Anteile an mehr oder weniger waghalsigen ferengischen Unternehmungen waren an Wandschirmen notiert.

Der Beobachter, das war am heutigen Tag ein Reporter des Federation Standard. Für eine kleine Gefälligkeit in Form einiger Streifen Latinum hatte er vor einigen Wochen in Erfahrung gebracht, daß sich eine Spekulationsblase auf Ferenginar abzuzeichnen schien. Und für eine umso größere Gebühr hatte er das Tages-Ticket zur Börse erhalten. Lässig mit einem Ellenbogen auf das Geländer gelehnt stützte er sein Kinn ab und ließ den anderen Arm geradeaus über das Geländer baumeln. Seit dem Beginn der Notierungen um Mitternacht kannten die Kurse nur die leichte Bewegung bergab. Seine Nase sagte ihm, der Informant mußte Recht haben. Mit zusammengekniffenen Augen roch er, wie aufkeimende Panik vom Parkett aufstieg.


Mit festem Griff packte Captain Shiong-Soon Leong seine Navigations-Offizierin unter den Achseln und zog sie langsam in Richtung seines Sofas. Rückwärts kniete er sich mit einem Bein auf das Polster und zog den Oberkörper der Romulanerin hinauf. Nachdem er ihren Kopf sanft auf ein Kissen gelegt hatte, wandte er sich ihren Beinen zu und hob sie nacheinander ebenfalls hinauf. Die sanft von einem wiederkehrenden Luftstrom bewegten Härchen auf der Rückseite seiner rechten Hand, die er der Frau unter die Nase hielt, bezeugten eine regelmäßige Atmung. Die stabile Seitenlage brauchte er also nicht anzuwenden. Er fühlte ihre klamme, feuchte Stirn und wartete einige Sekunden ab, während er sie beobachtete. Nachdem er sicher war, daß S'anras Zustand den Umständen entsprechend stabil war, ging er auf die Tür seines Bereitschaftsraums zu. Bereitwillig öffnete sie sich und er stellte sich hinein, um sie offenzuhalten.

Verwunderte Blicke seiner Brückencrew lagen auf ihm, als der Besatzung klar wurde, daß er nicht vorhatte, hindurch zu gehen. „Captain?“, fragte Maverick aus dem Captain's Chair im Namen der versammelten Offiziere. „Lieutenant t'Aenikh geht es nicht gut. Sanitäter werden gleich kommen.“ Sprachs, als sich zischend eine Turbolifttür öffnete. Nach einem kurzen Blick über die Brücke bemerkte Shiong Amilys Blick auf sich. „In meinem Raum“, sagte er knapp, trat einen Schritt zurück, hielt aber weiterhin eine Hand auf dem Rahmen der Tür damit sie sich nicht von alleine schloß.

Zügigen Schrittes durchquerten die beiden Mediziner den Teil des Kommandodecks und begannen, sich um die Romulanerin zu kümmern.


Totenstille herrschte auf dem Parkett. Wie in Zeitlupe beobachteten die unten stehenden Männer an der ferengischen Börse, wie der Leitindex einen Sprung um gute fünf Prozent nach unten nahm. Auf zwei der Wandschirme tickerte zum dritten Mal die Meldung, die wahrscheinlich dafür verantwortlich war:

„Cala-Sektor; Planet Jirai 4; globaler Zusammenbruch der gesamten Rohstoffproduktion; Ursache unbekannt ...“

Der besagte Teil des Cala-Sektors war bekannt für seine ressourcenreichen Planeten.

Unruhe machte sich breit. Mit einem Mal schien ein finanzieller Sturm loszubrechen. Die Händler warfen mit Verkaufsorder nur so um sich, der Ton wurde um einiges lauter und schriller. Wie es schien, hatten sich nicht wenige Börsianer auf riskante Anleihen eingelassen in der Aussicht auf einen schnellen und vor allem hohen Profit.

„Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“, dachte Theron Ezekiel bei sich. Genüßlich startete er den Stimmenrekorder seines Padds und begann, die erste Meldung an den Federation Standard aufzuzeichnen.


„Captain“, richtete T'Pel ihre Wort an Shiong-Soon. Der Malaye hörte sie unbewußt und wandte sich von der Grav-Bahre ab, auf der S'anra gerade in Richtung Turbolift geschoben wurde, um auf die Krankenstation gebracht zu werden. Er wußte die Romulanerin bei Doktor Edan in guten Händen und ging die kurzen Schritte zur Wissenschaftsstation.

„Ja, Lieutenant“, fragte er die Vulkanierin. „Die Sensoren melden gerade eben eine anomale Gravitations-Repulsion, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit auf uns zu bewegt. Nach ersten Messungen Stärke 7,8 auf der nach oben offenen Lourdes-Skala“ - „Das heißt?“, forderte Leong zu einer Erklärung auf. Er war sich sicher, daß diese Begriffe für ausgebildete Kadetten des wissenschaftlichen Studienfachs mehr Sinn ergeben mußten, als für ihn. In den wissenschaftlichen Grundfächern war ihm das garantiert nicht über den Weg gelaufen.

„Solche eine Repulsion ist ein Störung im Raum-Zeit-Gefüge. Solche mit einem Wert über 5 sind als schwere Störungen zu betrachten.“ Ein Piepsen ihrer Konsole lenkte T'Pel für einen kurzen Moment von der Erklärung ab. „Captain, ich empfehle die Schilde hochzunehmen. Die Friendship befindet sich mitten in der Haupt-Stoßrichtung der vortikularen Welle. Sie kommt ...“ Die Frau stutzte einen für eine Vulkanierin untypischen Moment. Sie kommt aus unseren Auftragsgebiet. Sie kommt aus dem Cala-Sektor!“

„Gelber Alarm! Schilde!“, zögerte Shiong-Soon keinen Moment.


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