Mission 4

Aus U.S.S. Friendship

Autor: Robert Michael Grey Titel: Sternenflottenoffizier, Vater, Musiker «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


22.07.2387, 8:37 Uhr Stationszeit.

Sofort ging er wieder in Deckung. Einige Energiestösse zischten knapp über die halbhohe Deckung, hinter der sich die kleine Gruppe befand. Mit einigen Handzeichen wies er die beiden Kameraden an, sich nach rechts zu bewegen, während er sich selbst einen halben Meter auf die andere Seite verschob. Dann wartete er einen kurzen Augenblick auf dem Rücken liegend, sein Phasergewehr fest an den Körper gepresst, um dann eine weitere halbe Rolle nach links zu machen, sich kurz hinter den schützenden Trümmern zu erheben und dann erneut eine Salve in Richtung des Gegners abzufeuern. Die beiden anderen kauerten am seitlichen Rande der Deckung, auf eine Gelegenheit wartend, die schützende Zone einige Meter rechts von ihnen zu erreichen. Mit den Fingern herunterzählend zeigte er ihnen an, dass er gleich das Feuer eröffnen und die Aufmerksamkeit auf sich lenken würde, um ihnen die Verschiebung zu ermöglichen. Als seine linke Hand wieder eine Faust bildete, erhob er sich wieder aus der Deckung, um diesmal einige Sekunden länger als eben vorhin auf die andere Seite der Strasse zu schiessen. Die beiden anderen rannten los, doch er konnte es dem Augenwinkel erkennen, dass eine der beiden Personen zu Boden fiel, während die andere sich mit einem Hechtsprung hinter ein schützendes Gebäude rettete. Gerade als er wieder in Deckung gehen wollte, hörte er hinter sich ein Geräusch und da war es auch schon zu spät. Getroffen liess er sich auf den Boden fallen. Einige Augenblicke später war die vertraute Computerstimme zu hören: "Team Blau gewinnt."

Sofort begannen überall in der Nähe der tristen Umbgebung Leute, die eben noch regungslos am Boden gelegen hatten, aufzustehen und ihre Uniformen auszuklopfen. Auch Robert Grey nahm des Gewehr wieder in die Hand, um sich wie alle anderen hin zu einem Platz inmitten der Gebäude zu begeben, wo sich schon einige Leute um eine Wand versammelt hatten, auf der die Ergebnisse angezeigt wurden. Andere hatten sich hingesetzt, um mit einer Getränkeflasche ihren Durst zu stillen, der sich durch die Anstrengungen bei diesem Klima unweigerlich einstellen musste. Robs Blick fiel hinüber zu einem der Männer, der sein Phasergewehr an die Wand gestellt hatte und sich gerade von seiner Sensorenweste befreite.

"Wo war unsere linke Flanke, Ramakers?" rief er mit etwas zornigem Unterton zum Mann in der goldenen Uniform hinüber. Der schien etwas überrascht, aber sich seiner Schuld wohl voll bewusst und nach einer Erklärung suchend. "Sie hatten uns überrascht...", viel weiter kam er nicht, dann Grey winkte ab - er wollte es lieber nicht wissen. 19 zu 8 Punkte lautete das klare Verdikt gegen sein Team. Er ärgerte sich nicht, dass sie verloren hatten. Das Sicherheitspersonal der Sternenbasis trainierte mehrmals wöchentlich solche Szenarien, während seine Leute als Crewmitglieder eines Raumschiffs ein wesentlich bereiteres Spektrum an Fähigkeiten abdecken mussten und es nicht nur um den alleinigen Umgang mit Phasergewehren oder um strategisches Kampfverhalten ging. Aber ihn ärgerte, wenn er das Gefühl hatte, dass nicht alle völligen Einsatz gaben oder nicht ganz bei der Sache waren. Und schon bei der letzten Runde schien Ramakers noch nicht ganz bei der Übung angekommen zu sein und hatte mit seinen Leuten wohl nicht das Optimum herausgeholt. Die Manöverkritik war jedoch erst für den morgigen Tag angesetzt, bis dahin würde sich sein Ärger vielleicht wieder legen. Wahrscheinlich verlor er doch nicht gerne.

Er klopfte der jungen Frau neben sich anerkennend auf die Schulter. "Drei Treffer, Fähnrich", meinte er stolz, "sie mausern sich langsam zur Scharfschützin. Gute Arbeit." Marina Tates ernster Blick wich einem Lächeln. "Danke, Sir. Darf ich erwähnen, dass ich sie diesmal sogar geschlagen habe?" Tatsächlich lag sie nach den beiden Runden vor ihm. "Der alte Mann zieht vor ihnen den Hut, falls er einen hätte", erwiderte er während sie sich zu den anderen des Teams setzten, die sich in der Nähe gesammelt hatten, um sich während der Pause etwas von den Strapazen zu erholen.

"Sie haben nicht zufällig etwas damit zu tun, dass sich einige der Besten der Sternenbasis im blauen Team befinden, Commander?" versuchte Lt. Ordaz den Grund für die klare Niederlage zu erforschen. Dabei machte er mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung einiger besonders stämmiger Personen, die sich nicht weit von ihnen ebenfalls auf den staubigen Boden gesetzt hatten. Der Sicherheitschef der Friendship schnitzte inzwischen mit seinem Messer auf einem Stück Holz herum, das er neben sich gefunden hatte. "Ich habe dem Ausbildungschef lediglich gesagt, dass wir Herausforderungen gerne annehmen. Und was heisst 'Besten'?", er legte das Stück Holz neben sich hin und blickte dann ebenfalls zur angesprochenen Gruppe.

"Gillam!" rief er hinüber. Einer wandte daraufhin den Kopf in ihre Richtung. "Interesse, auf die Friendship zu wechseln?" fügte er hinzu. Der andere schüttelte lediglich leicht mit dem Kopf, und machte mit einer Hand eine schwenkende Handbewegung, um sich dann ohne ein Wort wieder seinen Kameraden zuzuwenden. "Der einzige Sternenflottenoffizier den ich kenne, dem auf Schiffen immer schlecht wird", grinste er. Er kannte ihn von einer Offensivaktion während des Dominionkriegs; das Universum war manchmal klein. "Wenn ich einen Moment denken würde, dass dies die Besten sind, dann würden sie dort drüben sitzen und die hier. Gut mit dem Phasergewehr umgehen zu können ist eine Sache, aber es ersetzt nicht die breitgefächerten Fähigkeiten, die sie besitzen. Kombinieren sie beides und sie gehören definitiv zu den Besten."

"Alles sammeln, wir starten eine neue Übung in fünf Minuten", war von einem der Ausbilder zu vernehmen, der sich in die Mitte des Platzes gestellt hatte. "Lt. Ordaz, sie haben das Kommando. Ich habe noch einige Reporte durchzusehen", befahl Commander Grey seinem Stellvertreter. "Holen sie 12 Punkte und zeigen sie denen, wer wirklich die Besten sind", meinte er noch schmunzelnd, bevor er das Übungsdeck - was eine grosse holografische Anlage im Modul F von Sternenbasis 129 war - verliess.

Er liess die Sicherheitsabteilung der Friendship so oft wie möglich mit dem Stationspersonal trainieren, da sie hier am meisten lernen konnten. Neben erfahrenen Ausbildern waren auch Soldaten, sowie Spezialeinheiten an Bord der Station und da seine Leute während des Aufenthaltes auf der Sternenbasis fast ausschliesslich Ausbildung betrieben, war es nur sinnvoll, dies in Zusammenarbeit mit der Station und den Sicherheitscrews der anderen Schiffe zu tun. Ein wichtiger Nebeneffekt war auch, dass sie sich untereinander etwas kennenlernen konnten, denn es war sehr wahrscheinlich, dass zukünftige Mission eine Zusammenarbeit erforderlich machten. Es von Vorteil, wenn man dies nicht mit komplett fremden Personen tat.

Rob legte sehr viel Wert auf eine gute Kampfausbildung. Gefährliche Situation waren für eine Schiffscrew besonders am Rande des Föderationsgebiets allgegenwärtig. Er konnte diese Gegebenheiten nicht verhindern, aber er konnte dafür sorgen, dass die Crew bestmöglichst vorbereitet und den Herausforderungen gewachsen war. Während des Dominionkrieges hatte er zuviel Sternenflottenpersonal gesehen, das unter Druck falsch reagiert hatte und oft mit dem Leben dafür bezahlen musste.

Während er sich noch gedanklich mit der soeben absolvierten Übung auseinandersetzte, begab sich zum nächsten Transporterraum, um sich auf die Friendship zurückzubeamen.



22.07.2387, 12:03 Uhr Stationszeit.

"Für mich ebenfalls das Tagesmenü", erwiderte Robert auf die Frage von Felina Isaac, der andorianischen Barkeeperin des Starlights. Selbst während die U.S.S. Friendship bei Sternenbasis 129 quasi vor Anker lag, zog er es vor, die Mittagszeit in der Schiffsbar zu verbringen. Es war immer eine ideale Gelegenheit, die Besatzung etwas zu beobachten und das eine oder andere Crewmitglied etwas näher kennenzulernen. So setzte er sich selten alleine an einen Tisch, sondern suchte sich in der Regel einen Tisch, an dem bereits jemand sass, falls er nicht gerade wie heute mit Mitgliedern seines Teams zum Essen kam.

"Wenn sie so weitermachen, dann sind sie bei der nächsten Aussenmission mit dabei", wandte er sich wieder an Fähnrich Tates, die von der morgentlichen Übung sichtlich Hunger gekriegt hatte. "Was steht für heute Nachmittag an?" fragte er Darrin Ordaz, der direkt neben ihr sass und offenbar noch nicht dazu gekommen war, seine Uniform zu wechseln. Sie war dreckig und ein langer Riss zog sich dem linken Ärmel entlang. "Commander Soto hatte angeboten, eine Führung durch die Reparaturdocks der Station zu machen. Ich denke, die Leute haben sich einen ruhigen Nachmittag verdient." Robert war einverstanden. Falls es die Zeit zuliess, würde er sich diesem Vorhaben anschliessen. Er hatte zwar schon einiges von der Station gesehen, aber die Docks waren im untersten Teil und deshalb kam man dort nicht einfach mal so vorbei.

Die Tür der Schiffsbar öffnete sich und ein dunkelhäutiger Mann in goldener Uniform betrat den grossen, hellen Raum. Roberts Blick begleitete in auf seinem Weg an die Bar und dann zu einem der Tische. Er war sich noch nicht sicher, was er von Savvy N'Daye halten sollte. Der erste Eindruck war etwas durchzogen, besonders nach der neulichen Aktion mit der Sensorenmanipulation. Der Afrikaner war zweifelsohne ein brillianter Ingenieur, aber "Demonstrationen" dieser Art würde er zukünftig rechtzeitig bekanntgeben und seine Führungsfähigkeiten erst noch beweisen müssen. Es war natürlich zu Rob durchgedrungen, dass in der Abteilung von Savvy unüblich lockere Umgangsformen herrschten, vielleicht etwas zu locker. Natürlich war Rob sich bewusst, dass Techniker für ihre Arbeit eine etwas andere Atmosphäre benötigten, als dies für ein reibungsloses Funktionieren einer Sicherheitsabteilung der Fall war. Schliesslich war er mit einem technikbegeisterten, jüngeren Bruder aufgewachsen. Aber er würde ihn weiter beobachten, wie dies sicherlich auch Captain Leong und Commander Maverick taten. Unangekündigte Vorstellungen mochten vielleicht auf Schiffswerften üblich sein. Aber hier draussen hatten sie nichts verloren, wenn es nach Robert ging. Einmal ein Schiff zu verlieren, reichte ihm fürs Leben.

"Robert?" wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Er hatte nicht bemerkt, dass Felina inzwischen mit einem herrlich duftenden Teller neben ihn getreten war. "Alles in Ordnung?" wollte die blauhäutige Frau wissen. Er löste sich von seinen Gedanken. "In dieser Gesellschaft und mit diesem Essen doch immer", schmunzelte er.



22.07.2387, 16:28 Uhr Stationszeit.

"Komm schon, Dad!" rief Eric, der mit Tara schon fast beim See angelangt war. Robert war stehengeblieben, sein Blick glitt den Konturen von Celestia entlang. Es war der höchste Berg der östlichen Hemisphäre von Delan V und seine steil emporragende, langgezogene und schneebedeckte Spitze ragte bis in die Wolken hinein. Er atmete tief durch. Der letzte Besuch seines Heimatplaneten und seiner Familie lag über drei Jahre zurück. Sternenbasis 129 befand sich zwar wesentlich Näher seiner Heimat als der letzter Beschäftigungsort, aber selbst bei Warp 9 dauerte eine Reise dorthin über zwölf Tage.

Damit seine Kinder wenigstens nicht ihre halbe Kindheit ausschliesslich in Konstruktionen aus Metal und Elektronik verbrachten, besuchte er mit ihnen regelmässig ein Holoprogramm ihrer Heimat, auf der sie bis vor fünf Jahren gelebt hatten. Rob besass auf Delan V ein Haus auf dem Land in der Nähe eines prächtig tiefblauen Sees, umsäumt von grünen Hügeln. Einmal mehr hatte er das Paradies verlassen, um sein Glück zwischen den Sternen zu suchen, denn er war ein Mann, der das Abenteuer brauchte, der regelmässig einen Adrenalinschub benötigte, um sich auch wirklich am Leben zu fühlen. Delan V war vorwiegend eine Kolonie von Künstlern und kein Ort, an dem es viel zu erleben gab. Kein Ort jedenfalls für Robert Michael Grey.

Sein Grossvater väterlicherseits war es, der an einen inspirierenderen Ort als die Erde ausgewandert war, wie er dies immer gerne betont hatte. Aber auch er besass dieses abenteuerliche Gen, denn er war viele Jahre in den Weiten der Galaxie unterwegs gewesen und hatte sich erst spät auf dem Planeten niedergelassen. Robert war oft mit weit offenem Mund neben seinem Grossvater gesessen, als dieser von den unglaublichen Dingen erzählte, die er erlebt hatte. Im Nachhinein wusste Rob nicht, was davon wirklich alles passiert war, aber andererseits traute er ihm zu, all dies tatsächlich erlebt zu haben. Und eigentlich war es auch gar nicht wichtig, was davon nun stimmte und was nicht, sondern nur um den Spass, den sie zusammen hatten und dass er damit die Abenteuerlust in seinem Enkel geweckt hatte. Von der Sternenflotte hatte er nicht viel gehalten, er verstand jedoch den Weg, den Robert einschlug und hatte ihn vor seinem Sohn auch stets verteidigt.

"Dad! Wir haben des Holodeck nur für zwei Stunden", hörte er Eric aus der Ferne rufen. "Ich komme schon", gab Robert zurück, während er sich langsam wieder in Bewegung setzte.

Der braunhaarige Junge und seine Schwester kamen ganz nach ihrer Mutter Miranda. Sie war eine grossartige, temperamentvolle Frau gewesen, mit langem Haar und ebenso braunen, ausdrucksstarken Augen, die wild funkelten, wenn ihr etwas nicht passte oder sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Trotz ihrer zierlichen Postur, hätte er es nie gewagt, sich mit ihr in einem solchen Moment anzulegen. Er hätte es auch niemandem geraten. Nur einmal hatte er sich aus gutem Grund gegen sie durchgesetzt und tatsächlich folgte sie seinem Wunsch, dem Krieg fernzubleiben und den Dienst verübergehend zu quittieren. Jedenfalls eine Zeitlang. Ihr unglaubliches Pflichtbewusstsein der Sternenflotte gegenüber hatte es nicht zugelassen, dass sie der Dinge harrte, während die Flotte jede Hand brauchte. Und so kam es, dass sie viel zu früh am Fusse des Berges Celestia ihre letzte Ruhe fand. Eine bekannte Geschichte eines Autors der Kolonie erzählte, dass dieser Berg der Turm des mächtigsten Gottes von Delan war und die Seelen der Toten über eine lange, steile Wendeltreppe den Weg in den Himmel fanden, wo sie dann über den Planeten und dessen Bevölkerung wachten, bis sie wieder mit ihren Liebsten vereint waren.

Seine Kinder plantschten bereits im See, während Roberts Blick noch einmal auf den hohen Berg fiel. Sein Gewissen plagte ihn, dass er nun so lange schon nicht mehr dort war. "Wir werden uns wiedersehen", sagte er leise zu sich.



22.07.2387, 21:52 Uhr Stationszeit.

Die Trompete dröhnte, das Schlagzeug gab eifrig den Takt vor und Robert haute in die Tasten, was das Zeug hielt. Im "Galaxy Hub" war es aber auch ohne Musik immer ziemlich laut, da jeden Abend reger Betrieb herrschte. Die Bar war den Jazzlokalen des 20. Jahrhunderts nachempfunden, das Licht schummrig und der Saal mit vielen kleinen Tischen besetzt. Nachdem er vor kurzem einmal für den Pianisten eingesprungen war, spielte er meistens ein oder zwei Stücke, wenn er hier war. Er freute sich über diese Gelegenheit, denn nur für sich und seine Kinder zu spielen, war ihm auf die Dauer etwas zu langweilig.

Das Publikum klatschte begeistert, als die letzten Töne gespielt waren. Robert überliess das Instrument wieder seinem eigentlichen Musiker und lief zu einem der hinteren Tische, an dem sich der Stationskommandant gerade wieder ein Glas des saurianischen Brandys eingoss. "Da warens nur noch zwei", kommentierte Rob die schon fast geleerte Flasche belustigt. Christopher Bennett lachte laut auf. "Immer noch, meinst du. Die erste schuldest du mir bereits seit" - er überlegte kurz - "15 Jahren." Die Miene des Sicherheitschef wurde etwas ernster: "Eine Ewigkeit."

Es schien ihm schon unendlich lange her zu sein, dass sie gemeinsam auf der U.S.S. Niobe gedient hatten. Bennett war damals erster Offizier, Grey war Sicherheits- und während des Dominionkrieges taktischer Offizier des Admiralschiffs der 5. Flotte gewesen. Sie waren einige der wenigen Überlebenden; weit über tausend Besatzungsmitglieder erlebten die erfolgreiche Rückeroberung von Deep Space Nine nicht mehr.

Irgendwie schien seit dem Endes des Krieges alles in weite Ferne gerückt zu sein. "Als ich Eric des letzte Mal gesehen habe, lag er noch in den Windeln", erwiderte Christopher, um dann anzufügen: "Und Tara sieht ihrer Mutter sehr ähnlich. Ich bin sicher, dass sie so wunderbar wird, wie Miranda." Roberts Gesicht zog sich wieder zu einem Grinsen: "Willst du in ein paar Jahren eine zweite Chance?" "Nein, keine Angst. Ich gehe schon auf die sechzig zu. Und ich würde bei ihr selbst mit vierzig bestimmt genauso abblitzen, wie damals bei ihrer Mutter. Aber ich bin froh, dass Miranda wenigstens im Freundeskreis geblieben ist." Robert lachte.

"Wieso hattest du mich über deine Rückkehr in den aktiven Dienst nicht informiert? Auf Sternenbasis 121 wäre sicherlich ein Platz frei gewesen", wunderte sich Christopher, der vor einem halben Jahr erst zufällig davon erfahren hatte. "Ich weiss nicht. Wahrscheinlich dachte ich, dass ich die Niobe hinter mir lassen kann. Aber es ist mir bis heute nicht gelungen." Der Stationskommandant nickte: "Ich weiss was du meinst. Man geht nie so ganz." Daraufhin erhob er sein Glas und sein Freund tat es ihm gleich.

"Auf die Niobe", erklärte Christopher. "Auf die Niobe", stimmte Robert mit ein.



23.07.2387, 01:41 Uhr Stationszeit.

Müde liess er sich auf sein Bett fallen. Eben hatte er zwei Stunden mit Tochter Holly gesprochen, die seit einem guten Jahr an der Universität von Tokio studierte. Sie war ihrem Vater sowohl äusserlich, wie auch charakterlich sehr ähnlich. Für eine Frau war sie äussert gross gewachsen und dass sie ihr Studium nicht auf Delan V absolvierte, sondern weit weg auf der Erde, war nur eine von wenigen Parallelen. Es fehlte nur noch, dass sie wie er einst das Studium abbrach und sich an der Sternenflottenakademie einschrieb. Er hoffte es nicht, da sie eine sehr talentierte Malerin war und bereits Eric seit einiger Zeit davon redete, Karriere bei der Flotte machen zu wollen. Auf die Entfernung konnte er dies aber schlecht einschätzen, selbst wenn sie oft miteinander sprachen. Er spürte, dass ihr die Geschwister fehlten, schien sich aber auf der Erde sehr wohl zu fühlen.

Eine seiner Erkenntnisse über das Universum war, dass es manchmal sehr klein sein konnte, aber dann war es auch wieder riesig gross, gerade wenn es um seine Familie ging. Manchmal wünschte er sich heimlich, dass er die Sternenflottenlaufbahn nie eingeschlagen hätte, aber dann dachte er an alles, was er dadurch schon erlebt hatte und an all die Abenteuer, die ihm noch bevorstanden. Es war nicht immer ein einfaches Leben, aber es war das, für welches er sich entschieden hatte - egal, was andere davon hielten. Es war das Leben, welches ihn jeden Tag aufs neue herausforderte, ihm eine Bedeutung gab, für das er aus seinem vorzeitigen Ruhestand wieder zurückgekehrt war - egal, was es von ihm verlangte. Es war das Leben eines Sternenflottenoffiziers, Vaters und Musikers. Es war das Leben des Robert Michael Grey.

Autor: Yanas Edan Titel: Business as usual «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


23.07.2387 - 4.45 Uhr Stationszeit

„Ich hasse mein Leben!“, grummelte es unter einer Decke heraus, unter der nur ein Wust von blondem Haar hervor sah. Durch das Zimmer dudelte Musik, leise und sanft. „Ach, halt die Klappe!“, maulte es weiter, während der Hintern in die Höhe gestreckt wurde. Der Wust von blondem Haar verschwand unter der Decke, während die Frau sich auf ihre Arme stützte. Prompt verstummte der Weckton, dem die Ärztin jeden Morgen die Pest an den Hals wünschte und Yanas setzte sich grummelnd auf. Hätte sie nur irgendwas Vernünftiges gelernt, wünschte sie sich, wie an fast jeden Morgen. Irgendwas, bei dem man nicht in aller Herrgottsfrühe aufstehen mußte, wäre sehr angenehm gewesen.

Die Trill schälte sich aus dem Bett und warf einen mißmutigen Blick in Richtung Badezimmertür, hinter der sich die Schalldusche befand. Ihr Blick wanderte zurück zu ihrem Bett, das ihr ungemein verlockend um diese nachtschlafende Uhrzeit erschien. Sie seufzte, dann tappste sie hinüber in ihr Bad.


23.07.2387 - 5.00 Uhr Stationszeit.

Eine Karaffe Moraven-Saft, ein Jorja-Müsli und eine Tasse Mokka. Zufrieden betrachtete Yanas den gedeckten Frühstückstisch. Wie jeden Morgen hatte ihr die Schalldusche geholfen die Müdigkeit abzuschütteln. Jetzt war sie guter Dinge und fühlte sich zum Bäume ausreißen. Die Trill setzte sich auf den Stuhl, den sie üblicherweise benutzte und rührte hingebungsvoll in der Schale Müsli, dann goß sie sich ein Glas von dem Saft ein. Tatsächlich begann sie aber das Frühstück mit ihrem heißgeliebten Mokka. Sie war definitiv süchtig nach dem dunklen Getränk, aber sie mochte diese Sucht nicht missen. Irgendein Laster brauchte ja jeder, und der Kaffee war definitiv das ihre. Mit geschlossenen Augen genoß sie den ersten Schluck. Nicht umsonst sagte man, daß die anderen Sinne besser funktionierten, wenn man einen Sinn ausschaltete. Und so schmeckte der Mokka intensiver, als hätte sie die Augen aufgelassen.

Die Ärztin zog sich das Datenpadd mit der neuesten Ausgabe des „Federation Standart“ heran. Sie aktivierte das Display und studierte den Leitartikel. Dabei schob sie sich genüßlich Löffel um Löffel ihres Frühstücks in den Mund. Und so verschwanden Mokka, Moraven-Saft und Jorja-Müsli nach und nach. Schließlich legte sie das Datenpadd zufrieden zur Seite, straffte sich nochmals und verließ dann aufrecht ihr Quartier.


23.07.2387 – 6.00 Uhr Stationszeit.

Gut zwei Drittel ihres Teams hatten sich um Yanas versammelt. Sie pflegte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und die täglichen Besprechungen zu den Schichtwechseln vorzunehmen. So hatte sie eine der Besprechungen gespart und immer einen möglichst großen Teil ihres Teams zusammen. Zumeist endeten diese Besprechungen schnell, denn es gab nur selten wirklichen Besprechungsbedarf, insbesondere, wenn es so wie jetzt, wo die Friendship an der Station vor Anker lag, nur wenige Patienten gab. Das meiste, was es zu erledigen gab war reine Routine und nicht wirklich der Rede wert. Und so konnte sie auch heute wieder die Nachtschicht einige Minuten nach sechs Uhr in ihre Betten entlassen, nicht ohne die übliche Ermahnung, sich jetzt gut auszuruhen.

Während die Mitarbeiter der Frühschicht an ihre Arbeit gingen, ging sie selber in ihr Büro hinüber, wo noch einiges an Lesestoff auf sie wartete. Von ihr als Chefärztin wurde erwartet, daß sie stets auf dem Laufenden blieb und ihr Team stets über Neuerungen informierte. Diese Aufgabe nahm sie sehr ernst, und so las sie alles das, was von ihr erwartet wurde – und noch einiges mehr.


23.07.2387 – 10.00 Uhr Stationszeit.

Die Runde über die Krankenstation verdiente heute kaum die Bezeichnung Visite. Einzig der kleine Bobby Saunders lag auf einer der Bioliegen. Er war gestern Abend von einem Schott gefallen, auf das er geklettert war. Doc Carter hatte ihn untersucht und eine leichte Gehirnerschütterung nicht ausschließen können. Sie hatte entschieden, daß der fünfjährige Junge 24 Stunden zur Beobachtung da bleiben solle. Die trillsche Chefärztin untersuchte ihn gewissenhaft. Sie glaubte an keine ernsthafte Verletzung des Jungen, dazu hielt er viel zu sprudelnd die anwesenden Pfleger auf Trab mit seinen Erzählungen. Aber Yanas lehnte Schludrigkeit ab, und so wurde der kleine Junge von ihr auf Herz und Nieren geprüft – natürlich ohne irgendetwas Besorgniserregendes zu finden.


23.07.2387 – 10.45 Uhr Stationszeit.

„Wie sieht es aus, Joseline?“, wollte sie von dem jungen Mädchen neben ihr wissen. Die Tochter eines Mitarbeiters der wissenschaftlichen Abteilung trug sich derzeit ernsthaft mit dem Gedanken an ein Medizinstudium. Yanas hatte dem Wunsch der Ranes gerne nachgegeben, das Mädchen in der Krankenstation zu beschäftigen. Sie arbeitete zweimal die Woche freiwillig hier. Der Ärztin machte die Arbeit mit dem Mädchen Spaß, was nicht zuletzt daran lag, daß Avari Edan mit Leib und Seele Lehrerin gewesen war.

Die Sechzehnjährige hielt der erwachsenen Frau ein Padd mit den Auswertungen des Versuchs hin, den die beiden vor etwas mehr als zwei Wochen begonnen hatten. Es handelte sich um eine Standard-Versuchsanordnung, wie sie gerne zu Beginn eines Studiums vorgenommen wurde. Yanas nahm das kleine Anzeigegerät aus der dunkelhäutigen Hand entgegen und studierte die Auswertungen. Das Mädchen machte ihr Freude. Es hatte definitiv Potential. Sie mußte es nur schaffen, die erforderlichen Noten zu erhalten, dann würde sie sicherlich ihren Weg machen.

23.07.2387 – 13.30 Uhr Stationszeit.

„Anaki?“ Yanas bückte sich, um einen Blick unter das Sofa zu erhaschen, denn oft machte der Salamander es sich unter dem Sofa bequem. Leider wurde sie dort genauswenig fündig wie an all den anderen Stellen ihres Quartiers. Sie hoffte inständig, daß der kleine Stromer nicht wieder irgendwelche fremden Quartiere – geschweige denn das ihres direkten Nachbarn – unsicher machte.

„Anaki?“, rief sie erneut fragend, diesmal unter einen Schrank spähend. Natürlich würde das Tier ihr keine Antwort geben, aber gelegentlich kam es zu ihr, wenn sie es rief. Insgesamt war er ebenso neugierig wie seine Besitzerin und nur selten zu halten, wenn irgendetwas sein Interesse geweckt hatte.

Seufzend richtete die Ärztin sich auf, als die Türglocke erklang. Halberlei rechnete sie damit, mal wieder den wutschnaubenden Sicherheitschef davor zu finden. Ihr Blick, der in das Gesicht eines Erwachsenen gegangen wäre fand jedoch nur die gegenüberliegende Wand, als sie die Tür geöffnet hatte. Ihr Blick glitt hinunter zu dem Mädchen, das vor ihr stand. Es handelte sich um Tara Grey. Auf ihrer Schulter saß ihr vermißtes Haustier und sah sie aus schwarzglänzenden Augen an.

Yanas lächelte Tara freundlich an. Sie mochte das Mädchen gerne. „Danke schön“, meinte sie und hielt ihre Hand an die Schulter das Mädchens, das ihr entflohener Quartiergenosse zum Anlaß nahm über den Arm an seiner Herrin hinauf bis auf deren Kopf zu klettern. Von hier oben war der Ausblick definitiv besser als von der Schulter des viel kleineren Mädchens.

Tara lächelte. „Er trieb sich in unserem Quartier herum, und ich dachte, ich bringe ihn herüber, ehe Dad ihn sieht“, meinte sie. Yanas konnte sich so was wie ein Grinsen nicht verkneifen. „Dann bin ich Dir gleich nochmal so dankbar“, antwortete sie und machte dann eine einladende Geste in ihr Quartier hinein. „Ich wollte gerade essen. Ich würde Dich gerne zum Dank einladen“, fuhr sie dann fort.

Das Mädchen lächelte und trat ins Quartier, nachdem die Ärztin den Eingang freigemacht hatte. Die Frau deutete auf den Eßtisch und frage nach: „Was willst Du essen?“ Tara meinte, ohne zu zögern: „Nudeln.“ Yanas nickte und ging hinüber zum Replikator. „Zwei Portionen Pasta al Chantura“, bestellte sie und brachte dem Mädchen gleich darauf einen der Teller. Darauf befand sich eine große Portion Teigwaren mit grünlicher Soße bedeckt. „Was ist das?“, wollte die entzückende Kleine dann wissen. Die Ärztin nahm Gabel und Löffel zur Hand und begann damit die Spaghetti aufzurollen.

„Das ist eine Variation von Nudeln mit Sauce Napoli. Statt der üblichen Zutaten von der Erde sind hierin Zutaten von Trill verwandt“, erklärte die Ärztin. Ihre Besucherin musterte den Teller mißtrauisch und versuchte dann todesmutig von dem Gericht. „Es schmeckt nicht viel anders als normale Tomatensauce“, meinte sie dann. Die Ärztin schmunzelte. „Die Zutaten sind zwar nicht identisch, aber durchaus vergleichbar“, meinte sie und schaufelte weiter von ihrem Mittagessen in sich rein. Eine Weile war es still am Tisch, dann verkündete der Türsummer, daß jemand Einlaß begehrte.

Die Ärztin stand auf und öffnete erneut die Tür. Diesmal ging ihr Blick in das Gesicht eines Erwachsenen, ihres Nachbarn. „Hallo, Mr. Grey“, begrüßte sie ihn. Sein Blick ging sofort an ihr vorbei in Richtung des Tisches, wo er seine Tochter erspähte. Den beiden Anwesenden wurde schlagartig klar, daß es vielleicht besser gewesen wäre den vor der Tür stehenden Mann zu informieren, bevor sie sich zum Essen hinsetzten.

Die Ärztin schaltete schneller als das Mädchen am Tisch. Sie machte dem Mann Platz, damit er ins Quartier treten konnte. „Da sind Sie ja endlich. Wir haben eine Weile auf Sie gewartet, und dann schon mal ohne Sie angefangen“, spielte sie, als wäre seine Einladung wohl verloren gegangen. Sie ging hinüber zum Replikator und orderte eine weitere Portion von ihrer eigenen Nudelkreation. Als sie sich herumdrehte, war Grey senior bereits am Tisch angelangt und saß gegenüber der beiden anderen. Sein Blick ließ keinen Zweifel daran, daß sie mit ihrer Scharade ganz sicher nicht durchkommen würde. Sie stellte den Teller vor ihm ab und ließ sich ihm gegenüber nieder. Schweigend wurde weitergegessen. Ein Gespräch wollte nicht so recht in Gang kommen. Bis Yanas bemerkte, wie ihr kleines Haustier es sich auf Roberts Schulter bequem machte. Yanas und Tara tauschten einen verzweifelten Blick. Wie sollte das nur gut gehen?

23.07.2387 – 14.00 Uhr Stationszeit.

Auch die Besprechung zu Beginn der Spätschicht hatte nichts großartig Aufregendes ergeben. Bobby Saunders hatte die Belegschaft der Frühschicht halbwegs auf Trab gehalten, was nicht so ganz unwillkommen gewesen war, ob der sonstigen gähnenden Leere der Krankenstation. Der übrige zu erwartende Tagesablauf war ebenso schnell abgehakt, wie der Tag bisher und so ging die Ärztin wieder in ihr Büro zurück, um sich die Unterlagen von Raj Kumar anzusehen. Der Inder fungierte an Bord als Kindergärtner. Jetzt, wo die Friendship sicher vor Anker lag, hatte er sich eine Vertretung für zwei Tage arrangiert. Er litt bereits seit einiger Zeit unter starken Schmerzen im Knie. Ihm war von mehreren Ärzten attestiert worden, daß die Schmerzen nur mittels eines künstlichen Kniegelenks zu beheben waren. Jetzt wollte er morgen den entsprechenden Eingriff vornehmen lassen. In einer guten Stunde würde er zu einer letzten Besprechung kommen, und dann wollte Yanas vorbereitet sein.

23.07.2387 – 15.30 Uhr Stationszeit.

Der junge Inder legte eine Hand an den Türrahmen und lehnte sich dann halb in den Raum hinein. „Haben Sie jetzt Zeit für mich, Doktor?“, wollte er wissen. Die Frau hinter dem Schreibtisch nickte und winkte ihn näher. Sie erhob sich halb, drückte seine Hand und ließ sich dann gemeinsam mit ihm wieder nieder.

Yanas legte das Padd, das seine Krankenakte enthielt wieder auf den Tisch zurück. Sie hatte bereits vor einigen Tagen alles notwendige veranlaßt. Das erforderliche künstliche Kniegelenk lag bereits seit vorgestern an seinem Platz. „Ist alles bereit?“, wollte er dann von ihr wissen. Raj war locker, weil es sich um einen relativen Routineeingriff handelte und die behandelnde Ärztin einen recht guten Ruf auf dem Gebiet hatte, dessen hatte er sich versichert.

Yanas nickte und meinte: „Wenn Sie wollen, dann können wir sofort anfangen.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann doch noch bis morgen warten“, gab er Antwort. So wild war er nun auch wieder nicht darauf, unter ihr Laser-Skalpell zu kommen.

Sie lachte, denn sie hatte den Vorschlag nicht wirklich ernst gemeint. „Wir sehen uns also morgen früh, wie abgemacht. Bitte kommen Sie nüchtern. Das ist heutzutage zwar nicht mehr unbedingt erforderlich, schadet aber nach wie vor nicht“, erklärte sie ihm.

„Mach ich. Gibt’s sonst noch etwas, das ich beachten sollte?“, wollte er dann wissen. Sie schüttelte mit dem Kopf. „Hinterher gibt es einiges, das sie eine Zeit lang beachten müssen. Aber das werde ich Ihnen dann morgen nach dem Eingriff erklären“, antwortete sie, stand auf und reichte ihm die Hand. „Bis morgen früh, Mr. Kumar“, verabschiedete sie ihn und sah ihm dann nach, wie er erst ihr Büro und dann die Krankenstation verließ.

23.07.2387 – 16.30 Uhr Stationszeit.

Die Schichten in der Krankenstation rotierten. Niemand hatte immer nur die Nachtschicht oder immer nur eine der Tagesschichten. Lediglich die Zusammensetzung der Schichten blieb gleich, was den Vorteil hatte, daß sich eingespielte Teams bilden konnten. Im Notfall konnte dies buchstäblich Leben retten.

Jetzt stand die Chefärztin an einem der Monitore in der Krankenstation, ihr gesamtes Team um sich geschart. Sie erklärte gerade einige Neuerungen auf dem Gebiet der Exobiologie, die für alle hier von Interesse waren. In regelmäßigen Abständen nahm sie an Weiterbildungsmaßnahmen und Kongressen teil. Dadurch, daß die Friendship der großen Station zugeordnet worden war, hatte sie eine Auswahl aus den verschiedensten Veranstaltungen. Sie begann mit den allgemeinen Ausführungen, die auch für die Pfleger von Interesse waren. Im Anschluß daran würde sie für einige Minuten unterbrechen und danach einen tieferen Einblick für die Ärzte geben.

23.07.2387 – 18.00 Uhr Stationszeit

„Und was passierte dann?“, wollte Yuna wissen, während sie sich eine weitere Gabel mit ihrem Abendessen in den Mund schob. Die beiden Frauen saßen im Starlight. Sie hatten es sich zur Gewohnheit gemacht zusammen zu Abend zu essen, wobei sie die Lokalitäten zu wechseln pflegten. Restaurants auf der Station wechselten sich mit dem Starlight und ihren eigenen Quartieren ab. Yanas war sicher, daß Yuna demnächst wohl darauf bestehen würde die Bars der anderen Schiffe auszuprobieren. Wie immer würde sie ihrer springlebendigen Freundin nachgeben. Sie mußte sowieso essen und wo sie dies tat, das war ihr mehr oder weniger egal.

„Ich schwöre Dir, wir hätten beinahe einen Herzinfarkt bekommen“, erzählte die Ärztin weiter von ihrem Mittagessen, bei dem sie ungewohnten Besuch gehabt hatte. „Ich hätte schwören können, er greift ihn sich von der Schulter und beißt ihm den Kopf ab“, führte sie aus. Gemeint waren Robert Grey und Anaki. Yuna gestikulierte mit ihrer Gabel und meinte: „Aber das hat er ja wohl nicht. Ich hab nicht davon gehört, daß es heute Tote auf dem Schiff gab.“ Sie war sich bewußt, daß ihre Freundin in der Lage war, sich in eine reißende Bestie zu verwandeln, wenn sie glaubte etwas oder jemanden verteidigen zu müssen.

Yanas lachte, obwohl sie die Vorstellung ihren wenig geliebten Nachbarn aus dem Leben zu befördern halbwegs angenehm fand. Sie rief sich innerlich selbst zur Ordnung. Natürlich meinte sie das nicht ernst. „Nein, hat er nicht. Er hat sich Anaki ganz ruhig von der Schulter gefischt, ihn auf den Boden gesetzt und in aller Ruhe weitergegessen", erklärte sie, wie die Begebenheit weiter verlaufen war.

Derweil hatte Yuna ihr Mahl beendet und schob ihren Teller von sich. „Gehen wir heute Abend in eine Holosuite? Ich habe Zeit auf der Station reserviert“, wollte sie wissen. Die Ärztin zuckte die Schultern. „Was hast Du als Programm angedacht?“, wollte sie von der Counselor wissen. Die lachte. „Ich hab da ein traumhaftes Programm ausgebuddelt. Risa ist ein Dreck dagegen. Sandstrände und klares Wasser, so weit man sehen kann. Freundliche Bedienungen, angenehme Musik. Du weißt schon“, erklärte Yuna. Die andere verdrehte die Augen, meinte dann aber ergeben: „Na, meinetwegen. Ich kann sicherlich ein Flugzeug für einen Absprung dem Programm hinzufügen. Du kannst Dich ja derweil schon mal an den Strand legen.“

Yuna verzog das Gesicht. „Ich wäre froh, wenn Du diese gefährlichen Dinge sein lassen würdest“, moserte sie. Es hatte ihr nicht gefallen, als sie seinerzeit Shivan Edan so plötzlich verloren hatte. Es war etwas Ernstes zwischen ihnen gewesen. Dieser Wirt hier war zwar nur ihre Freundin, aber auf eine ähnliche Erfahrung war sie wirklich nicht scharf.

Die Ärztin lächelte sie an. „Es ist doch nur das Holodeck. Solange die Sicherheitseinstellungen okay sind, kann da ja gar nichts passieren, selbst, wenn der Schirm sich nicht öffnen sollte“, sagte sie beruhigend. Ihr Gegenüber gab sich mit der Antwort für den Moment zufrieden. Gemeinsam standen die beiden Frauen auf.

„Ich habe noch eine Sitzung mit Lieutenant Connors“, meinte Yuna, während sie sich bereits in Richtung Ausgang begab. „Wir sehen uns dann heute Abend um halb Acht?“, fragte Yanas nach. Yuna nickte. „Ich hole Dich in Deinem Quartier ab“, fügte sie dann hinzu. Dann trennten sich die Wege der beiden Frauen vor dem Starlight.

23.07.2387 – 20.15 Uhr Stationszeit.

Kleine Schweißperlen bildeten sich auf Yanas Gesicht. Sie flog durch die Luft, dem Boden entgegen. Eigentlich genoß sie diese Absprünge, aber dieses mal machte ihr das viele Meeresblau unter ihr zu schaffen. Es war noch viel zu früh, die Reißleine zu ziehen, und so konnte sie nur mit großen Augen sehen, wie sie sich mit atemberaubender Geschwindigkeit dem Nass näherte.

Yanas warf einen Blick auf den kleinen Höhenmesser und stellte erleichtert fest, daß es an der Zeit war, die Reißleine zu ziehen. Sie verfluchte sich selber leise, denn es war offensichtlich eine schlechte Idee gewesen ausgerechnet in diesem Programm einen Absprung zuzufügen.

Der Fallschirm öffnete sich über ihr und jetzt hing die Ärztin in den Leinen. Sofort nahm sie die Steuerung auf, weg vom Meer, hin zum Land. Als sie endlich wieder Land unter sich sah, begann sie endlich sich zu entspannen und den Absprung zu genießen. Sie genoß den Anblick der schönen Landschaft. Jetzt konnte sie sogar den Anblick des Meeres genießen. Einen Moment fühlte sie sich wieder wie Nale Edan, die den Ozean und vor allem seine Bewohner über alles geliebt hatte.

Schnell schob sie die Gedanken an die Vergangenheit zur Seite und zwang sich ins Hier und Jetzt, den Blick fest auf eine Hügelkette in der Ferne gerichtet. Viel zu schnell war der Boden nahe und sie setzte sanft auf dem Boden auf. Fast augenblicklich verschwand die Ausrüstung und machte wieder dem Bikini Platz, den sie unter ihrer Freizeitkleidung getragen hatte, als sie die Holosuite gemeinsam mit Yuna betreten hatte. Schnell machte sie sich auf den Rückweg an den Strand, wo sie ihre Freundin vor einer Weile zurückgelassen hatte.

Als sie schließlich ankam, konnte sie ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Yuna lag bäuchlings auf einer Liege, einen Drink neben sich abgestellt und ließ sich von einem gutaussehenden Hologramm eincremen. Yanas ging neben ihr in die Knie und meinte: „Also, ich hätte das doch auch für Dich machen können.“

Die Counselor öffnete ein wenig träge eins ihrer Augen und antwortete: „Wenn Du noch ein gutaussehender Mann wärst, dann hätte ich nichts dagegen einzuwenden gehabt.“ Yanas lachte, legte sich auf die Liege nebenan und sah auf den Ozean hinaus. Der Adonis mit der Sonnencreme war mit Yuna fertig und wollte nun dazu übergehen, die Ärztin einzureiben, aber die winkte ab. „Nein Danke“, meinte sie, woraufhin sich das Hologramm dezent zurückzog.

Yuna lachte. „Du solltest diese Dinge wirklich mehr genießen“, meinte sie. Yanas verzog das Gesicht. „Weißt Du, diese holographische Sonne wird nichtmal zu einem holographischen Sonnenbrand führen“, gab sie zurück. Jetzt verdrehte Yuna die Augen. „Darum geht es nicht. Es geht um den Spaß, den es macht, sich von einem gutaussehenden Mann eincremen zu lassen“, führte sie aus. Die Ärztin löste den Blick vom Meer vor ihr und sah ihre Freundin an. „Er ist nur ein Hologramm, nichts weiter“, meinte sie.

Yuna grinste sie breit an. „Das bedeutet, Du würdest es vorziehen, wenn Dich ein echter Mann einschmieren würde? Vielleicht Dein netter Nachbar von nebenan?“, zog sie die Ärztin auf. Die ließ sich nicht lumpen und meinte nur: „Biest!“, dann richtete sie sich auf, gab der Liege der neben ihr liegenden Psychologin einen Schubs und sah breit grinsend zu, wie diese im Sand landete und schließlich wie ein paniertes Schnitzel wieder auf ihre Füße sprang.

„Ich werde das jetzt abwaschen müssen. Laß uns schwimmen gehen!“, meinte sie und ging bereits in Richtung des kühlen Nass. Yanas schüttelte den Kopf. „Geh Du nur, ich warte hier auf Dich. Danach sehen wir, ob man hier noch mehr anstellen kann, als einfach faul in der Sonne rumzuliegen“, meinte sie, dann drehte sie sich herum, schob ihren Strohhut in ihr Gesicht und schloß die Augen.

23.07.2387 – 22.30 Uhr Stationszeit.

Mit einem leisen Kichern lehnte Yanas sich an die Wand. Der Abend war sehr angenehm verlaufen. Nach dem Besuch in der Holosuite hatte sie sich noch mit Yuna in die zugehörige Bar gesetzt. Aus einem Drink waren zwei geworden und aus zweien Drei. Die Ärztin war Alkohol nicht gewöhnt, und so hatte sie schwer mit sich selber zu kämpfen gehabt auf dem Heimweg. Immer, wenn den beiden Frauen jemand entgegen gekommen war, hatten sie sich kerzengerade gehalten und ihren Heimweg vorbildlich fortgesetzt – bis der Passant um die Ecke verschwunden war. Insgesamt war alles jedoch ohne irgendwelche Pannen von statten gegangen. Kein lautes Kichern, kein Schwanken, keine Lieder. Das Leben als Senioroffizier eines Sternenflottenschiffs hatte definitiv auch Nachteile.

Sie entledigte sich ihrer Schuhe gleich an der Tür, dann schlenderte sie barfuß in ihr Schlafzimmer hinüber. Die Kleidung landete in der Wäsche, dann ließ sie sich in ihrer Unterwäsche ins Bett fallen. Unter der Decke wühlte sie herum, bis sie ihr Nachthemd gefunden hatte. Einige Minuten später hatte sie es geschafft, sich das unhandliche und störrische Teil über den Kopf zu ziehen. „Computer. Licht aus. Wecken um 4.45“, orderte sie, dann war sie wenige Augenblicke später bereits im Reich der Träume.

Autor: Shiong-Soon Leong Titel: Folge 13 «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


Konzentriert blickte Shiong-Soon auf die Pflanze vor ihm. Soeben hatte er den kleinen, flachen Busch, der in seinem Quartier auf dem Wohnzimmertisch stand, gewässert. Ihm fielen einige Stellen auf, an denen die fingernagelgroßen Blätter braun geworden waren. Er stellte die Gießkanne auf die Ecke des Tisches. Mit der einen Hand schob er die gesunden Blätter zur Seite, um mit der anderen Hand die welken Teile des Gewächses einzusammeln. Zupfend füllte sich die linke Hand mit knisterndem Blattwerk. Er drehte die Schale des Busches noch einmal und zufrieden bemerkte er, daß er alle Stellen gefunden hatte.

Barfuß wie er war, tappte er zum Sammelbehältnis in der Ecke des Raums, in das er den Müll zu legen pflegte. Am Abend würde er dessen Inhalt dem Recycling zuführen. Zufrieden ließ er seinen Blick über sein kleines Pflanzenreich fallen. Nachdem er sich sicher war, jede einzelne gegossen zu haben, holte er die Gießkanne vom Wohnzimmertisch und stellte sie in das Wandregal zurück.

Jetzt konnte er sich wieder seinem Tee widmen. Im Replikator bestellte er sich eine kleine Kanne kochendes Wasser. Er trug sie zum Beistelltisch, auf dem bereits eine Porzellantasse auf ihn wartete. Das Wasser setzte er auf die danebenliegende Korkplatte ab. Seine rechte griff unter den Beistelltisch und holte ein Holzkästchen hervor. Es war mit malaysischen Schnitzereien verziert und zeigte Figuren der Geschichte seines Landes. Er klappte mit der anderen Hand den Deckel nach hinten und der feine Geruch von getrocknetem Grünen Tee strömte durch seine Nase. Shiong-Soon hob mit beiden Händen das Kästchen näher und während er die Augen schloß atmete er langsam tief ein. Er blinzelte einige Male als der würzige Duft seinen Lungen entwich.

Mit drei Fingern seiner linken Hand entnahm er dem Behältnis die für ihn richtige Menge an Grünem Tee und ließ sie in Stoffbeutelchen fallen. Das Utensil hatte seine helle Farbe schon vor einiger Zeit verloren. Er legte es in die Tasse, klappte das Kästchen zu und stellte es wieder unter den Tisch. Schließlich goß er das nun nicht mehr kochende Wasser durch den Beutel hindurch in die Tasse.

Nachdem er die Kanne wieder abgestellt hatte, ließ er seine Gedanken wandern. Shiong-Soon war sich sicher, daß sein Zeitgefühl ihm auch dieses Mal rechtzeitig Bescheid geben würde, wenn der Tee fertig wäre.

Das Deck zitterte unter den Füßen von Lieutenant Commander Leong. Er stand hinter seinem Captain an der Waffenkonsole und bemühte sich zusammen mit Ensign Jean Banny die U.S.S. Shakuras gegenüber den Schiffen des Dominion zu verteidigen.

„Jäger achtern, zwei Torpedos, anvisieren“, befahl er der Frau neben sich, während er auf seiner Konsole die Lage überblickte. „Angriffsmuster Sigma, Skalierung 0,9“, ergänzte er kurz darauf, nachdem er abgewägt hatte, auf welche Art und Weise der Jäger am Besten zu treffen sein würde.

„Zwei Torpedos, Sigma, 0,9, Aye“, kam die knappe Bestätigung nachdem sie die Torpedos programmiert hatte.

Shiong-Soon fühlte, wie der Boden unter ihm wegzukippen schien, als der Pilot an der Conn ein scharfes Ausweichmanöver vollführte. Die Knöchel seiner Hände traten weiß hervor, als er sich an seiner eigenen Konsole festhielt. Donnern erfüllte die Brücke. Die Shakuras hatte der letzten Salve nicht rechtzeitig ausweichen können. Reflexartig überprüfte er die Anzeigen und bemerkte erleichtert, daß die Programmierung für die aktuelle Lage noch paßte. „Feuer!“, rief er und sah, wie auf seiner taktischen Anzeige zwei blaue Kreuze den Kreis in der Mitte verließen. Je ein Strich ragte aus dem Kreuz heraus und gab damit Richtung und Geschwindigkeit der Torpedos an. Er kniff die Augen zusammen, während die Symbole sich rasch einem beschrifteten roten Kreis näherten, der ebenfalls einen Richtungspfeil hatte.

„Gleicher Jäger, zwei Torpedos, Angriffsmuster Theta, Skalierung 0,85“, rief er. Sein flaues Gefühl im Bauch sagte ihm, daß der Feind es schaffen würde, den Geschossen auszuweichen. Eine gelbe Markierung ließ einen Adrenalinschub durch seinen Körper schießen. Ein Torpedo hatte getroffen. „Feuer“, schob er nach, noch ehe die Bereitschaft signalisiert wurde. Für die Ensign war es das Zeichen, sofort zu schießen, wenn es möglich war.

Wieder erschienen zwei blaue Kreuze, die sich rasch auf Rot zubewegten. „Komm schon ... komm schon ...“, sagte er leise zu sich. „Komm ... schon ...“

Sie trafen alle beide. Der rote Kreis wurde grau. Er wurde grau! Drei Tastendrucke später bestätigten die Sensoren Shiong-Soon, daß ein Dominion-Jäger mehr ihnen keinen Ärger bereiten würde. „Jäger zerstört, Captain“, berichtete er. Gleich anschließend klatschte er mit Ensign Banny ab. Das war ihr kleines Ritual, um mit dem Streß des Krieges fertigzuwerden.

Etwas war nicht in Ordnung. „Captain?“, murmelte der Malaye halblaut als er bemerkte, wie der Mann vor ihm sehr unnatürlich im Stuhl hing. Erst jetzt bemerkte er den beißenden Qualm, der in der Luft hing. „Übernehmen“, befahl er der Ensign knapp und stürmte um die Brüstung herum, die ihn vom Captain's-Chair trennte. „Leong an Krankenstation, wir haben Verletzte auf der Brücke“, meldete er während er vorsichtig den Hals des kommandierenden Commanders betastete. Er fühlte keinen Puls, aber das konnte täuschen. Er mußte sich täuschen.

Shiong-Soon Leong saß an der Theke im Starlight und stocherte ein wenig in seinem Essen. Felina stand ihm gegenüber. Neugierig hatte sie ihn gefragt, wie er Captain geworden war. Nach einigem Überlegen hatte er beschlossen, ein wenig darüber zu erzählen. „Die Shakuras war schwer beschädigt. Ich hatte noch der Krankenstation Bescheid gegeben, aber der Sanitäter hatte nur noch den Tod von Commander Rougeau feststellen können.“

Der Malaye machte eine kurze Pause, während der er eine Gabel voll seines Abendessens zu sich nahm. Als fertig gekaut war, fuhr er fort: „Also mußte ich dran. Und weil es niemanden in der Flotte gab, der mich ablösen konnte, war der Captain's-Chair für den Rest des Kriegs meiner.“ - „Und damit wird man zum Captain befördert?“, hakte Felina ein. „Nein. Da noch nicht. Aus Tradition wird jeder Captain genannt, dessen Schiffs es ist. Aber Commander hat man mich gemacht.“ Er nahm wieder eine Gabel voll.

„Während der letzten Monate hatte ich gemerkt, daß mir die Schiffsführung lag. Irgendwie hat die Sache mir zum Schluß sogar Spaß gemacht. So merkwürdig wie das klingt. Trotz des Krieges.“ Der Malaye schwieg eine Weile und sah Felina dann in die Augen. „Aber ich sage Ihnen, es gab Zeiten, da habe mich dafür gehaßt! Ich habe gelernt, daß man manchmal Dinge tun muß, die man haßt, um noch einen weiteren Tag zu überleben.“

Mit diesen Worten spießte er eine einzelne Erbse auf, hielt die Gabel hoch und betrachtete sie eingehend von allen Seiten. Er dachte dabei an die zwei Sicherheitsleute, die er in den Tod geschickt hatte. Auf Amparo waren sie von allen Seiten eingekesselt worden. Die einzige Möglichkeit zu entkommen, war ein Selbstmordkommando gewesen. Er hatte ihnen befohlen, schwer bepackt mit Sprengstoff in die Reihen des Dominion vorzurücken. Als sie zuletzt entdeckt wurden, hatte der Totmannschalter wie erhofft funktioniert. - Genausogut hätte er sie selbst erschießen können.

Schließlich nahm er die Erbse in den Mund und sagte: „Aber es gab niemand anderen. Und als der Krieg schließlich vorüber war, mußte ich die Shakura wieder abgeben. Gefallen hat es mir nicht. Naja ... und zwischen damals und jetzt habe ich die Captain's-Ausbildung nachgeholt. Wie Sie sehen habe ich es geschafft“, bemerkte er mit einem Lächeln.

Autor: T'Pel Titel: Charakterlog T’Pel «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


5:00 Schiffszeit

T’Pel erwachte wie jeden Morgen pünktlich um 5 Uhr, dank ihrer vulkanischen Abstammung. Es hatte sie schon immer irritiert, wie lange Menschen schlafen konnten. Wenn man bedachte, dass diese fast 1/3 ihrer Zeit verschliefen, war es ein Wunder, dass sie überhaupt etwas zu Stande brachten.

Jedoch hatte sie inzwischen auch gelernt, die Menschen nicht zu unterschätzen. Interessant waren sie auf jeden Fall. Sie überlegte kurz, ob Sebastiao heute erneut versuchen würde, sie ‚anzumachen’ - wie die Menschen es nannten.

Umsichtig schob sie diesen Gedanken beiseite, da sie sowieso keine Antwort finden würde. Dann stieg sie aus ihrem Bett und begab sich ins Badezimmer, um zu duschen und sich für den Tag zu Recht zumachen.

17 Minuten später kam sie in Uniform gekleidet aus dem Bad heraus und ging zum Replikator, um sich ihr Frühstück zu bestellen. Mit Toast und Ei – natürlich ohne Speck – setzte sie sich an ihren Tisch und begann zu essen. Ihr war bewusst, dass dies nicht gerade ein für Vulkanier typisches Gericht war, aber sie hatte ihrer Schwester versprochen, auch die menschliche Küche auszuprobieren. Außerdem schmeckte es besser, als es aussah.

5:30 Schiffszeit

Nach dem Essen setzte T’Pel sich vor ihre Meditationslampe. Zu ihrem 6. Geburtstag hatte sie diese von ihrem Vater geschenkt bekommen und seitdem immer bei sich gehabt.

Sie machte die Lampe an und schloss ihre Augen.

Das Gesicht ihres Großvaters war das erste, was ihr in den Sinn kam. Nicht so, wie er jetzt aussah mit ergrauten Haaren und viel zu tiefen Falten. Sondern so, wie sie ihn als Kind gekannt hatte. Sie erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie als Kind seinen Geschichten gelauscht hatte. Er saß in seinem Sessel und sie vor ihm auf dem Boden. Manchmal waren ihre Geschwister neben ihr gewesen und ganz selten hatten sich auch ihre Eltern mit hinzugesellt.

Doch meistens waren nur sie und ihr Großvater anwesend. Sie erinnerte sich gerne an diese Zeit, es war die friedvollste Erinnerung aus ihrer Kindheit. Lange bevor für sie der Ernst des Lebens begann.

So geborgen hatte sie sich nur noch während ihrer Ehe bei ihrem Mann gefühlt. Aber daran wollte sie momentan nicht denken, zu viele schlechte Erinnerungen hingen damit zusammen. Darum konzentrierte sie sich wieder auf die Ruhe dieser Augenblicke mit ihrem Großvater und schöpfte daraus Kraft für den vor ihr liegenden Tag.

7:30 Schiffszeit

T’Pel saß auf ihrer Station und beobachtete ihre Anzeigen. Noch immer war sie damit beschäftigt die Daten über einen Nebel auszuwerten, den sie vor kurzen passiert hatten. Nicht, dass irgendetwas Außergewöhnliches daran zu finden wäre, jedoch waren sie die ersten, die ihn gesehen hatten. Somit oblag ihnen die Pflicht die Parameter des Nebels in die Datenbank aufzunehmen.

„Ziemlich langweilig, nicht wahr?“, erklang eine Stimme zu ihrer Linken.

„Was meinen Sie?“, erwiderte T’Pel mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie war so in ihre Arbeit vertieft gewesen, dass sie Sebastiao nicht näher kommen gehört hatte.

„Das Auswerten der Daten“, sagte der Ops-Offizier lächelnd. „Nicht gerade eine wissenschaftliche Herausforderung.“

„Aber eine Arbeit, die getan werden muss“, erklärte T’Pel gelassen. „Wieso interessiert Sie das so sehr?“

„Mich interessiert die Arbeit einer schönen Frau einfach.“ Bevor T’Pel darauf erwidern konnte, wurde Sebastiao von einem jungen Fähnrich gerufen. Er warf ihr ein wie er hoffte gewinnendes Lächeln zu, bevor er zu dem Fähnrich ging. ‚Auch nicht schlecht’, dachte Sebastiao, als ihm auffiel wie attraktiv die junge Frau war.

T’Pel warf ihm ein leicht irritierten Blick hinterher. Dieser Mann hatte etwas höchst Sonderbares an sich. Jedoch war er viel zu kindisch, um für sie als Partner in Frage zu kommen.

Ungestört wand sie sich nun wieder ihrer Arbeit zu. Schließlich hatte sie noch viel zutun.

12:00 Schiffszeit

In ihrer Mittagspause ging sie wie gewöhnlich in die Schiffbar. Das Essen dort war zwar das gleiche wie in ihrem Quartier, aber sie hatte so die Möglichkeit, mehr über die Menschen zu erfahren. T’Pel empfand es als interessant, zu sehen, wie die Menschen untereinander agierten. Erst letzte Woche war sie Zeuge einer außergewöhnlichen Szene geworden. An dem Tisch neben ihr hatte sich ein Paar hingesetzt und nach ca. 10 Minuten war die Frau plötzlich aufgesprungen, hatte ihrem Begleiter geschlagen und war wutentbrannt hinausgestürmt.

Der Crewman war ihr mit den Worten ‚So war das nicht gemeint!’ hinterher gerannt. Merkwürdigerweise erhielt die Frau für ein derartiges Verhalten nicht einmal ein Verweis. Aber T’Pel nahm an, dass die beiden sich wieder vertragen hatten. Vorgestern waren sie jedenfalls wieder gemeinsam hier gewesen.

Heute aber war die Bar noch relativ leer. Nur verstreut saßen einige Crewmitglieder und aßen Mittag.

T’Pel ging zielstrebig auf die Bar zu, hinter der die Wirtin Felina stand und gerade einen anderen Gast trinken servierte. „Was kann ich Ihnen bringen?“, fragte sie lächelnd den Neuankömmling.

Nach kurzen überlegen antwortete diese: „Vulkanischen Tee und Plomek-Suppe.“ Nun, immerhin muss man nicht immer menschliche Kost verzehren. Und Plomek-Suppe war nach wie vor ihr Lieblingsgericht.

„Kommt sofort.“

Nachdem sie von der Wirtin ihr Essen bekommen hatte, suchte T’Pel sich einen Tisch in Fensternähe. Von dort aus konnte man am besten das Getreibe in der Bar beobachten, außerdem sah man so perfekt die Tür.

16:00 Schiffszeit

Nach einigen weiteren Stunden, in dem sie nur die Sensordaten ausgewertet hatte, war sie doch erleichtert, wieder in ihrem Quartier zu sein. Der Nebel wies wirklich keinerlei Besonderheiten auf.

Gerade als sie überlegte, was sie nun tun konnte, begann das Comsignal zu leuchten. Der Computer zeigte an, dass es sich um eine Nachricht von Vulkan handelte.

Sofort ging sie zu der Konsole, um das Signal zu beantworten. Nach wenigen Augenblicken wich das Sternenflottenlogo dem Gesicht einer jungen Vulkanierin, ihrer Schwester.

„Glück und langes Leben, Schwester“, wurde sie von T’Meni begrüßt.

„T’Meni, auch Dir Glück und langes Leben.“ T’Pel setzte sich auf einen Stuhl und musterte ihre Schwester. Die Familienähnlichkeit war nicht zu übersehen. Auch T’Meni hatte dunkelbraune Haut, schwarze Haare und braune Augen. Nur trug sie ihr Haar schulterlang und war von der Statur her kräftiger als T’Pel.

„Wie geht es Dir?“, fragte T’Meni nach kurzer Pause. Als ihre Schwester ob dieses ‚Smal-Talk’ die Augenbrauen hob, fügte sie noch hinzu: „Wie kommst Du mit der neuen Crew zurecht? Und hast Du dein zusammentreffen mit den Breen unbeschadet überstanden?“

„Natürlich. Andernfalls hätte ich mich gemeldet.“

„Nun, letztes Mal hast Du das auch nicht getan, also wollte ich sicher gehen.“ T’Pel war klar, dass dies eine Anspielung auf den Tod ihrer Mannes war. Etwas, worüber sie selbst mit ihrer Schwester nur ungern redete. Deshalb entschied sie sich diesen Kommentar zu übergehen. „Mir geht es gut. Ich habe keine bleibenden Schäden von den Breen davongetragen.“

„Und wie lebst Du dich in die Crew ein?“ Trotz des unbeweglichen Gesichtsausdrucks der älteren Vulkanierin spürte T’Pel die Sorge, die hinter der Frage steckten. „Ich bin zufrieden mit meiner Position. Jedoch hatten wir in letzter Zeit nicht viel zutun.“

„Ich meinte die anderen Crewmitglieder und nicht deine Arbeit“, entgegnete T’Meni nun ebenfalls mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Sie sind kompetent.“ Da auch dies ihre Schwester nicht zu befriedigen schien, fügte sie noch hinzu: „Ich habe bisher noch keine Freunde gefunden, falls du darauf anspielst. Doch wie Du sehr wohl weist, brauche ich auch nicht unbedingt welche.“

„Trotzdem ist es auch für Dich nicht vorteilhaft, den ganzen Tag allein zu sein“, tadelte ihre Schwester sie. In solchen Augenblicken hatte T’Pel fast das Gefühl, mit einer Mutter und nicht einer Schwester zu reden. Normalerweise störte es sie nicht weiter, da sie es ja schon seit ihrer Kindheit gewohnt war, dennoch wünschte sie sich, dass ihre Schwester nicht immer so… beschützerisch ihr gegenüber sein würde.

„Das bin ich auch nicht. Ich unterhalte mich sehr wohl mit den anderen Crewmitgliedern. Des weitern gibt es hier einen Mann, der offensichtlich bei mir ‚landen’ will.“

„Ach ja? Ist das Interesse gegenseitig?“

„Nicht wirklich. Zwar muss ich gestehen, dass er für einen Menschen gut aussieht, aber ansonsten hat er keine Qualitäten, die ich von einem Partner erwarten würde.“

„Kennst Du ihn den gut genug, um alle seine Qualitäten einschätzen zu können?“ Den Blick ihrer Schwester richtig deutend, fuhr T’Meni fort: „Das heißt wohl ‚Nein’. Vielleicht solltest du ihn näher kennen lernen? Wenn du ihn nicht als Partner willst, könnte er doch trotzdem ein Freund werden. Verschließ dich nicht ganz davor.“

„Ich werde es versuchen.“ Aus Erfahrung wusste T’Pel, dass sich ihre Schwester mit keiner anderen Antwort zufrieden geben würde. So schien Zustimmung der beste weg zu sein. „Im Übrigen habe ich deine anderen Anregungen beachtet.“

20:00 Schiffszeit

Etwas müde begab sich T’Pel ins Badezimmer. Nachdem sie noch einige weitere Neuigkeiten mit ihrer Schwester ausgetauscht hatte, beschlossen die beiden nach Kalto zu spielen. Zum Abschied gab T’Meni ihr dann noch ein paar Denksportaufgaben, die sie in einem vulkanischen Magazin gefunden hatte. Entschlossen diese noch diesen Abend zu lösen verbrachte sie so mehr Stunden am Computer, als sie eigentlich wollte. So beeilte sie sich mit hygienischen Notwendigkeiten, um noch meditieren zu können. Gegessen hatte sie schon während des Kalto-Spiel’s mit ihrer Schwester eine Kleinigkeit, sodass sie nach dem meditieren sofort ins Bett gehen konnte.

Autor: Shane MacKenzie Maverick Titel: Folge 15 «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


24.07.2387 00:05h Stationszeit

Automatisch erhellte sich der Wohnbereich des Stationsquartiers, als Commander Maverick es betrat. Es dauerte nicht lange bis ihr Mitbewohner, Kater Leo, miauend angerannt kam und um ihre Beine strich. „Hey Kleiner!“, begrüßte Shane das schnurrende Etwas und graulte es kurz hinterm Ohr. „Wie ich sehe, war Dir nicht langweilig…“ Sie ließ seufzend den Blick durch das Quartier schweifen, das eindeutig nicht mehr so aussah, wie sie es verlassen hatte. Hie und da lagen kleinere Büschel des Katzengrases, das sie für Leo aufgestellt hatte und die Sofakissen hatten als Kameraden für den aktiven Kater herhalten müssen. Da er sich noch immer um ihre Beine schlängelte, nahm sie ihn kurzerhand auf den Arm, um nicht über ihn zu fallen und ging zum Replikator hinüber. Sie replizierte ein Schälchen seines Futters und stellte dann beide ab. Noch einmal streichelte sie sanft über den Kopf des Tieres und ließ es dann in ruhe fressen. Somit hatte sie sich ein wenig Zeit verschafft, um selbst im Bad zu verschwinden.

Als sie einige Minuten später zurück in den Wohnbereich trat, hatte Leo sein Schälchen ratzleer geputzt und brachte ihr treuherzig seine Spielzeugmaus. Mit der eingebauten Mechanik des Spielzeugs wehrte sich das Tierchen, so dass Leo es zunächst einmal begeistert quer durch das Quartier katapultierte, ehe er zu Mac zurückstolzierte und ihr die Maus vor die Füße legte. „Oh,…eine Maus. Vielen Dank.“, lobte sie den Kater und bedeutete ihm mit einer knappen Geste auf ihren Schoß zu springen. Dann widmete sie sich, Leo graulend, ihren eingegangenen Nachrichten und fügte zwischendurch ihrer To-Do-Liste für den kommenden Tag die ein oder andere Notiz hinzu.

Erst um kurz vor 2Uhr Stationszeit beschloss sie endlich zu Bett zu gehen. Mac hatte nie viel Schlaf benötigt. Meist genügten ihr 5 Stunden um vollkommen ausgeschlafen zu sein. Viel länger hielt sie es selten in den Federn aus. In dieser Nacht würden knappe vier Stunden ausreichen müssen, aber die junge Commander hatte keine Bedenken.


05:30h Stationszeit

Als Mac am frühen Morgen erwachte, saß Leo mitten auf ihr wie eine Statue. Er hatte sie nicht geweckt, doch als er ein erstes Blinzeln seines Frauchens bemerkte, begrüßte er sie sofort: „Mau“. Für Mac klang es in diesem Moment ein bisschen wie „Heb endlich Deinen Hintern aus den Federn.“ „Sei nicht so frech.“, antwortete sie daher. „Mau“, erklang es abermals. Mac wurde angegähnt, dann sprang Leo von ihr herunter und setzte sich erwartungsvoll an den Durchgang zum Wohnbereich und sah sein Frauchen vorwurfsvoll an, weil sie nicht schnell genug aufstand. „Du bist ein alter Sklaventreiber“, stellte Mac fest und strich im Vorbeigehen einmal über seinen Kopf. „Du kannst unmöglich schon wieder Hunger haben…“ Dennoch bekam Leo selbstverständlich sein Futter, bevor sie sich ihr eigenes bestellte (Toast mit Himbeermarmelade und eine Tasse Kaffee). Über dem Frühstück ging sie wie üblich die eingegangenen Zwischenberichte der Nachtschicht durch. Da die Friendship noch immer an der Station angedockt war, war die Nachtschicht entsprechend ruhig gewesen und die Berichte knapp gehalten. So hatte Mac über der zweiten Scheibe Toast noch genug Zeit, ihre Ausgabe der Federation Times zu überfliegen. Um Punkt 5 Uhr 45, schaltete sich der Wecker ein und ließ die Schottin zusammenzucken. Da sie von selbst aufgewacht war, hatte sie nicht daran gedacht, den Wecker zu deaktivieren.

Nach dem Frühstück machte sich Mac zunächst daran, den Schauplatz der Verwüstung, den Leo am vergangenen Nachmittag angerichtet hatte, ein wenig aufzuräumen und verschwand dann zur üblichen Waschaktion im Bad. Wie sie jedoch nur kurz darauf feststellte, hatte es sich nicht wirklich gelohnt das Chaos zu beseitigen, denn ihr Kater hatte offensichtlich seine eigenen Ansichten davon, wie es im Quartier auszusehen habe… „Darüber reden wir noch!“, knurrte Mac kopfschüttelnd, aber nicht ernsthaft böse. Sie graulte den Kater zum Abschied noch einmal kurz und verließ mit drei Padds in der Hand schließlich das Quartier.

Unterwegs hatte Mac nicht nur genug Zeit, alle Artikel der Federation Times zu studieren, die für sie von Interesse waren, sondern konnte sich auch während sie mit einer der Röhrenbahnen zu den Docks unterwegs war, mit ihrer ToDo-Liste beschäftigen. Wie jeden Freitag, galt es auch heute die neuen Dienstpläne für die übernächste Woche zusammen zu stellen. Eine Aufgabe, für die es genügte die auf dem Padd gespeicherten aktuellen Dienst- und Urlaubspläne einsehen zu können. Als sie schließlich an den Docks angekommen war, hatte sie bereits ein Viertel der Dienstpläne zusammengestellt.


07:00 Uhr Stationszeit

Schnellen Schrittes betrat Mac den Turbolift der Friendship und den gewohnten ersten Weg zur Brücke einzuschlagen. Wie nicht anders erwartet, hatte auch Captain Leong seinen Dienst soeben angetreten und hatte sich bereits in seinen Bereitschaftsraum zurück gezogen. Während die Friendship an die Station angedockt war, wäre dieser frühe Schichtwechsel im Grunde nicht nötig gewesen, doch inzwischen lag das Schiff schon einige Tage vor Anker und sie erwarteten jeden Augenblick neue Befehle. Nur wenige Sekunden nachdem die Schottin das Türsignal des Bereitschaftsraumes betätigt hatte, gewährte Leong ihr Einlass und bot ihr sogleich einen Platz vor seinem Schreibtisch an. „Guten Morgen, Commander“, erwiderte er ihren Gruß. „Irgendwelche Besonderheiten?“ „Nein. Wie erwartet alles ruhig und keine Zwischenfälle.“, antwortete Maverick. Sie überreichte dem Captain das Padd mit den Statusberichten der vergangenen Nacht. „Gibt es schon was vom Hauptquartier?“, wollte sie dann wissen. „Noch nicht.“, entgegnete der Captain prompt und überflog kurz die Meldungen. „Die Berichte der Patrouillenschiffe entlang der Breen-Grenze habe ich Ihnen bereits überspielt.“ Leong reichte seinerseits ein Padd an seinen ersten Offizier. Einen Augenblick besah sie sich die zusammengefassten Fazits der Berichte und meinte dann: „Die sind ja verdächtig ruhig in letzter Zeit.“ Leong nickte. „Allerdings. Aber die Aufklärer kommen mit den Langstreckensensoren recht weit in den Breenraum hinein. Wenn sie etwas ausheckten, hätten wir schon davon erfahren…“


07:30 Uhr Stationszeit

Commander Maverick hatte inzwischen ihr eigenes Büro besetzt und hatte mit der Beantwortung diverser Anfragen aus der Crew begonnen. Als erster Offizier war sie das Bindeglied zwischen Crew und Captain und das Vermitteln in Beschwerdefällen gehörte zu ihren Aufgaben. Die wenigsten jedoch trugen ihre Anliegen persönlich vor. In den ersten Tagen nach dem Stapellauf der Friendship hatte es erwartungsgemäß überhaupt keine Beschwerden gegeben. Alle machten sich erst einmal mit den neuen Kollegen vertraut, doch nach der ersten Kennenlernphase hatte es eine wahre Flut an Beschwerden gegeben – was ebenfalls nicht ganz unerwartet gekommen war. Doch die meisten dieser Beschwerden hatten sich ganz von alleine erledigt, nachdem die Crew sich immer besser kennenlernte und mehr und mehr zu einem eingespielten Team wurde. Heute waren es immerhin nur zwei Stück und noch dazu so banal, dass Mac ganz zufrieden sein konnte. Ein Crewman beschwerte sich darüber, dass eine Holo-Einheit mit 45 Minuten zu kurz sei, auf seinem ehemaligen Schiff, wäre eine Einheit eine ganze Stunde gegangen. Ein weiterer Crewman hatte ein Problem mit dem ihm zugeteilten Spind auf den Sportdecks…

Alles in allem war sie mit dieser Aufgabe recht schnell fertig geworden und konnte sich mit weiteren eingetroffenen Berichten und vor allem Statusmeldungen von der Sternenflotte beschäftigen.


10:20 Uhr Stationszeit

Die Statusmeldungen der Sternenflotten umfassten hauptsächlich Zwischenmeldungen von Forschungsschiffen und einen Bericht der USS Alberta, die von einem Erstkontakt berichtete. Nichts von alldem schien für die Frienship zurzeit von großem Belang zu sein und so konnte Mac auch diese Padds beruhigt zur Seite legen. Wäre die Friendship nicht im Dock, würde sie sich um diese Zeit darauf vorbereiten in wenigen Minuten die Brücke zu übernehmen. So jedoch, konnte Mac in ihrem Büro bleiben und sich den letzten Kleinigkeiten vor ihrem täglichen Rundgang widmen. Der übliche Rundgang freilich, kam sonst erst nach ihrer Brückenschicht. Der Stationsaufenthalt hatte schon seine Vorteile…

Leichtfüßig stand die Schottin von ihrem Stuhl auf und ging zum Replikator hinüber, bei dem sie einen Multivitaminsaft orderte. Als sie mit dem Glas zurückkehrte, zog sie den begonnen Dienstplan der übernächsten Woche heran und vervollständigte ihn.


12:45 Uhr Stationszeit

Als Mac in der Pause die Schiffsbar betrat, war diese annähernd ausgestorben. Viele Crewmitglieder verbrachten zurzeit ihre Pausen auf der Station. Sobald die Friendship wieder unterwegs war, würden sie schließlich keine andere Wahl haben, als diese Bar zu nutzen. Dennoch war Mac nicht die einzige, die auch jetzt hier vorbeischaute. Am anderen Ende des großen Raumes hatten ein paar Techniker drei Tische aneinander geschoben und genossen ihre Pause. Nicht weit davon saßen zwei Ensigns aus der Wissenschaft. Und wie nicht anders zu erwarten, stand Felina Isaac hinter dem Tresen, bereit jedem neuen Gast sofort zu Diensten zu sein. Wie schon in den vergangenen Tagen, nahm Mac schlicht an der Theke Platz: „Gibt es eine Empfehlung des Tages?“, wollte sie von der Barkeeperin wissen. Felina grinste: „Für Menschen hätte ich heute ein Bolognese-Omelette im Angebot, dazu ein kleiner gemischter Salat…“ Mac wollte eben zum Antworten ansetzen, als ihr Magen das Menü mit einem protestierenden Grummeln gut hieß. „Das fasse ich als 'ja' auf...“, lächelte Felina und verschwand hinter einer Abtrennwand in die geheimnisumwobene Küche, die nur sie und ihr Personal betreten durften. Während die Andorianerin verschwunden war, drehte Mac sich um und ließ ihren Blick durch das Starlight und hinüber zu dem großen Panoramafenster gleiten. Die derzeitige Aussicht war zwar ungewöhnlich, aber nicht gerade atemberaubend. Die Sicht des Fensters ging in Schiffsrichtung nach vorne und offenbarte somit nur die Innenwand des Docks von Sternenbasis 129. Ein Anblick der für die Frienship-Besatzung schon bald so etwas wie 'Heimat' bedeuten sollte.

„Voilà!“, servierte Felina wenige Minuten später das Mittagessen. „Sie sind mein Lebensretter!“, seufzte Mac erleichtert, erntete dafür aber einen missbilligenden Blick der Barkeeperin, der sie verwirrte. „Wirklich, ich wäre fast verhungert...“ „Ich bin Felina.“, meinte die Andorianerin daraufhin fast schon tadelnd und brachte ihr Gegenüber damit zum Stutzen, weil sie gerade damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Als sie sich gefangen hatte, erwiderte sie: „Mac“ und streckte Felina die Hand entgegen. „Ja, davon hörte ich“, lächelte die Barkeeperin. Sie zog sich auf ihrer Seite des Tresens einen Hocker herbei und setzte sich der Commander gegenüber. „Ich frage mich nur, wieso?“ Wieder sah Mac die andere Frau für einen Moment fragend an. „Den Namen meinen Sie... meinst Du...“ „Ja. Ich bin durchaus in der Lage, die Namen der Crew-Mitglieder einzusehen. Und Deiner sollte erstmal Shane sein.“, erklärte Felina altklug. „Mhm... also das ist verdammt lecker...“, deutete Mac auf das Essen und setzte dann zu einer Antwort an. „Und 'Mac' ist so was wie eine Familientradition.“ Diesmal war es an der Andorianerin fragend dreinzublicken. „Also es ist so“, fuhr die Commander fort. „In der Familie der Mavericks hat es seit etlichen Generationen keine Mädchen mehr gegeben. Und irgendwann hatte irgendeiner meiner verrückten Vorfahren die Idee, unsere Vornamen müssten alle mit einem M anfangen.“ Felina sah sie skeptisch an, was Mac zu einem „Ich weiß, das ist bekloppt...“ veranlasste, ehe sie anfügte: „Naja, und dann kam ich – der Blindgänger und wurde ein Mädchen...“ „Frechheit!“, grinste Felina und hörte weiter zu. „He,... ja. Jedenfalls meinte meine Mutter, sie müsste die Chance nutzen und weil ich kein Junge bin, müsste mein Name nicht mit einem von väterlicher Seite vererbten M beginnen sondern dem von ihr geerbten S...“ „Verstehe, aber was als Maverick geboren wurde, lässt sich seiner Wurzeln nicht so leicht entreißen...“, vermutete Felina. „Korrekt.“


15:45 Uhr Stationszeit

Am Nachmittag kehrte Maverick zurück in ihr Büro. Ihren Rundgang durch die verschiedenen Schiffsabteilungen hatte sie heute, wie jeden Freitag, mit dem verteilen der fertigen Dienstpläne gekoppelt. In den Abteilungen hatte sie mit den jeweiligen Leitern kurz Informationen getauscht, die sie nun in einer kleinen Zusammenfassung zusammenstellte, um sie als Übersicht später an Captain Leong weiterzugeben. Ungewöhnliches war nicht dabei. Das Interessanteste würde noch die Information über die erwartungsgemäß gut verlaufene Operation von Raj Kumar am Vormittag. Der Inder würde voraussichtlich am nächsten Morgen entlassen werden können, wenn sich über Nacht nicht unerwartete Komplikationen einstellten. Dr. Edan war jedoch zuversichtlich gewesen, wenn sie auch alle Werte weiterhin akribisch im Auge behielt.

17:15 Uhr Stationszeit

Mit einem letzten zufriedenen Blick verließ Mac ihr Büro. Der Schreibtisch war ordentlich aufgeräumt wie nach jeder Schicht. Das letzte Padd, mit der Übersicht für Captain Leong, in der Hand, machte die Commander sich auf den Weg zum Bereitschaftsraum des Captains. Sie tippte kurz das Türsignal an und musste nicht lange warten, bis sich die Tür zischend vor ihr öffnete. „Gut, dass Sie gerade kommen.“, begrüßte Leong seine Stellvertreterin. Ohne einen Kommentar dazu, nahm er das Padd von ihr entgegen und meinte: „Wir haben eben eine Nachricht vom Hauptquartier bekommen. Es wird eine kleine Kartographierungs-Mission im Cala-Sektor. Wir fliegen morgen früh um 0900 Stationszeit los und sollten dann am Montag ankommen.“ Mac nickte. „Ich verständige die Crew“, erklärte sie. „Durch das Merica-System brauchen wir rund 20 Stunden?“, wollte sie sich vergewissern. Leong stimmte ihr zu. „Ja, wir können das System nur langsam durchfliegen. Danach können wir unbesorgt beschleunigen.“ „Gut. Soll ich auch eine Besprechung für morgen früh ansetzen?“, hakte Maverick noch einmal nach. „Das wäre wohl das beste. Ich stelle die nötigen Informationen aus der Transmission zusammen.“, bestätigte Leong. Damit war Maverick entlassen, die sich noch einmal auf den Weg in ihr Büro machte.

Das versenden der Nachrichten an die Crew, über das Ablegen der Friendship am kommenden Morgen, war die letzte dienstliche Handlung für Mac an diesem Nachmittag. Dann machte sie sich auf den Weg zurück in ihr Quartier, wo Leo sie bereits erwartete. Mac setzte sich zu dem Kater auf den Boden und kraulte ihn ausgiebig. Zwischendurch neckte sie ihn mit einem Leckerli, dass ihm vor die Nase hielt, welches er sich jedoch erst verdienen musste, indem er es einfing. Nach einer guten Stunde des Kraulens und Spielens jedoch, zog es Mac wie so oft zu den Freizeitdecks der Station. Einfach herum zu sitzen war nie ihr Ding gewesen und sicher nichts, wofür sie sich jemals erwärmen konnte. Leo wusste sie gut versorgt und beschäftigt mit einer neu programmierten Holo-Maus und so war es nun an ihr, sich selbst ein wenig fit zu halten. Für den Freitag hatte sie heute nur einige Runde Joggen vorgesehen, nachdem sie sich am vergangenen Abend beim Kampfsporttraining ausgepowert hatte. Mit altmodischen Ohrstöpseln, die Dr. Edan vermutlich als 'nicht gesundheitsfördernd' bezeichnet hätte (oder zumindest glaubte Mac, dass die Ärztin das getan hätte), aus denen leise Musik schallte, joggte die Schottin bereits aus dem Quartier heraus und kehrte erst spät am Abend zurück in ihr Quartier – zur nächsten Kraulrunde mit Leo und einer abschließenden Schalldusche...

Autor: S'anra i-Naran t'Aenikh Titel: Folge 16 «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


Der neue Tag brachte für S'anra und den Rest der Crew auch Neuigkeiten. In der einberufenen Crewbesprechung an der die Mitglieder der Brückencrew teilnahmen, erfuhren sie von ihrem neuen Auftrag. Nichts außergewöhnliches. Ein eher ruhiger Routineauftrag. Alles war besser als an dieser Station angedockt zu sein und zum nichtstun verdammt zu sein. Sicher auf der Station würde man immer Ablenkung finden, aber sie war doch nicht zum Urlaub hier. Abgesehen davon befiel wenn sie zuviel Zeit hatte immer wieder ein gewisses Heimweh. Nicht das sie nicht versucht hätte sich einzuleben, aber die Begegnung auf der Station mit einem der Zivilisten der sie fast für eine Vulkanierin gehalten hätte, weil sie Föderationsuniform trug, schien ihr nur weiter zu verdeutlichen das sie nicht in diese Uniform passte. Die Reaktion des Mannes als er seinen Irrtum bemerkte hatte es auch nicht besser gemacht. Mit der Sozialisierung oder wie der Counselor das nannte, klappte es auch nicht so gut. Aber das war nicht das Problem. Sich mit T'Pel zum Schach spielen zu treffen reichte ihr eigentlich an Gesellschaft. Auf die Bekanntschaft von Männern wie Sebastiao konnte sie allerdings verzichten. So einsam konnte sie sich nie fühlen.

Die Stunden auf der Brücke zogen sich dahin. Sie konnten das Merica-System nur langsam durchfliegen und würden noch 10 Stunden brauchen bevor sie beschleunigen konnten zu ihren neuen Auftrag, der Kartographierung des Cala-Sektors. Es war ruhig auf der Brücke und der Captain ging ein paar Berichte durch. für S'anra gab es derzeit auch nicht viel zu tun. Kurs und Geschwindigkeit waren gesetzt und das Schiff flog von selbst. Das einzige was sie machen konnte war hin und wieder einen Blick auf die Sensoren zu werfen.

Der Doktor war gerade damit beschäftigt einen Lieutenant der Technik Abteilung zu behandeln. Der Vulkanier war laut der Aussage seines Kollegen an seiner Konsole zusammengebrochen. Besorgt beobachtete sie die Biowerte des Mannes. Schweiß glänzte auf dem Gesicht des Mannes. Sie hatte ihm ein Beruhigungsmittel gegeben und er schlief jetzt. Jetzt wartete sie nur auf das Ergebnis der Blutuntersuchung. Die erste Untersuchung hatte zumindest ausgeschlossen das es sich um das vulkanische Blutfieber handelte. Also keine biochemischen Nebenwirkungen des Pon'farr. Sie würde die Datenbank mit Hilfe der Symptome durchforsten was alles in Frage kommen würde. Wenn es sich hier allerdings um eine ansteckende Krankheit handeln würde, müsste sie den Erreger schnellstens identifizieren und ein Heilmittel finden oder nötigenfalls selbst entwickeln. Bevor noch mehr Crewmitglieder krank werden würden. Die Station müsste informiert werden falls bei ihnen auch Krankheitsfälle aufgetreten sind und eine Quarantäne verhängt werden. Aber sie hoffte das es nicht soweit kommen würde und sich am Ende herausstellte das es doch nicht so schlimm war und sie sich umsonst verrückt machte. "Doktor, ich habe das Ergebnis der Blutuntersuchung.", sagte Marjorie Carter und war zu ihr ans Biobett getreten. Yanas Edan sah fragend zu ihr. "Haben sie etwas gefunden ?" "Es ist ein Virus, eine vulkanische Blutkrankheit. Recht ansteckend, aber nicht tödlich. Wenn man kein Vulkanier oder Romulaner ist. Man hätte nur Symptome einer schweren Grippe, allerdings richtet dieser Virus bei einem vulkanischen Metabolismus viel mehr Schaden an und wäre unbehandelt tödlich. Diese Krankheit ist auf Vulkan eigentlich so gut wie ausgerottet und es gibt gute Medikamente und Impfstoffe dagegen. Ich frage mich wo das herkam.", berichtete die Ärztin mit Blick auf den schlafenden Vulkanier. "Er muss sich auf der Station angesteckt haben. Es verkehren viele Händler und Durchreisende auf der Station. Wenn der Virus für andere nicht tödlich ist, dann können sie durchaus Überträger sein oder? Wir sollten die Station informieren. Sie sagen das auch Romulaner krank werden können ? Ich vermute mal das diese Krankheit auf äußeren Randkolonien des Imperiums auftauchen könnte und noch nicht so ausgerottet ist wie auf Vulkan. Händler würden kaum bis zu den Kernwelten fliegen, aber vermutlich Kontakt zu den Außenwelten unterhalten und Handel treiben. Gut möglich das jemand den Virus von einer dieser Randwelten mitgebracht haben könnte."

S'anra war auf dem Weg zum Büro des Captains. Sie hatte ihn um eine Unterredung gebeten. Das Pad das sie bei sich trug schien schwer in ihrer Hand zu liegen. Enthielt es doch ihre Bitte um Versetzung zu der zukünftigen gemeinsamen Handelsstation an der Grenze zwischen dem Imperium und der Föderation. Natürlich war ihr klar das es noch eiine Weile brauchen würde, bis dort die ersten Offiziere einziehen konnten, aber sie wollte sich frühzeitig darum bemühen. Sie würde ihn bitten das Gesuch auch an die Romulanische Flotte weiterzugeben, die das letztlich entscheiden würde. Vor der Tür betätigte sie den Türmelder und versuchte ein aufkommmendes Schwindelgefühl zu ignorieren. Das ihr auch schlecht und heiß und kalt gleichzeitig war schrieb mehr ihrer Nervösität zu und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

Captain Leong sah zur Tür als das Signal des Türmelders erklang. Das musste Lt.jr. Aenikh sein. Sie hatte ihn um eine Unterredung gebeten. Er fragte sich worüber sie reden wollte. Die junge romulanische Navigatorin trat auf seine Aufforderung hin ein und salutierte wie es gewohnt war. Für ihn allerdings etwas ungewohnt. Täuschte er sich oder schien es ihr nicht besonders gut zu gehen ? Es war schwierig ihr etwas anzusehen, wenn auch die Beherrschung nicht so perfekt war wie die eines Vulkaniers. "Rühren, Lieutenant. Was kann ich für sie tun ?", fragte er. "Captain, ich will mich um eine Versetzung zu der neu geplanten Grenzstation bewerben. Sehen sie, ich passe einfach nicht in diese Uniform. Aber auf dieser Station wird das Austauschprogramm doch auch weitergeführt und ich könnte dort wieder als Teil der romulanischen Flotte meinen Dienst verbringen. Sofern man mich dafür für geeignet hält.", antwortete sie. Ein neuerlicher Schwindelanfall schien sie für einen Moment zu überwältigen. Das bemerkte auch der Captain und sah sie besorgt an. "Ist ihnen nicht gut Lt?", fragte er und erhob sich aus seinem Sessel. Sie war ungewöhnlich blass, selbst für ihr Volk und er sah feine Schweißperlchen auf hrer Stirn. "Sir.. ich glaube..", stammelte S'anra stockend bevor schwarz vor Augen wurde. Das Pad fiel zu Boden und Captain Leong schaffte er gerade sie halbwegs aufzufangen, so das sie sich nicht verletzte. "Captain Leong an Krankenstation. Ich brauche ein Med-Team. Lt.jr. Aenikh ist ohnmächtig geworden."

Autor: Shiong-Soon Leong Titel: Folge 17 «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


Ensign Amily Lydecker rannte mit ihrem Med-Kit bewaffnet aus der

Krankenstation heraus auf den Flur. Crewman Jensen Barlow war ihr mit einem eigenen Kit in der Hand dicht auf den Fersen. Kaum war sie aus der Tür heraus, bog sie scharf links ab in Richtung des Turbolifts. Die Frau schlug sich auf den Kommunikator: „Computer, Turbolift Notfall-Priorität.“

Dieser kurze Befehl genügte, um die nächstgelegene Kabine mit schnellster Geschwindigkeit auf das gleiche Deck zu holen, auf dem sich auch der Besitzer des Kommunikators befand. Der Lift würde sogar noch schneller fahren als für humanoide Lebewesen verträglich, sollte die Kabine leer sein. Die Einrichtung dieses Notfall-Befehls hatte sich in der Vergangenheit mehr als bewährt und viele lebensrettende Minuten einsparen können. Einerseits konnte Amily davon ausgehen, daß die Kabine sie mit offenen Türen erwartete. Auf der anderen Seite würden sämtliche anderen Kabinen, die sich den gleichen Schacht teilten, auf eine Warteposition geschickt oder umgeleitet, bis Ensign Lydecker ihr Ziel würde erreicht haben.

„Computer, zur Brücke“, preßte sie aus ihrem Mund heraus, noch bevor sie um die Ecke zur Lifttür abbog.

Schnaufend erreichten die beiden Mediziner die Kabine. Sekundenbruchteile später, als sie den Flur hinter sich gelassen hatten, entschied der Computer, daß niemand sonst mitfahren wollte, schloß ohne weiteren Kommentar die Tür und begann mit höchster zugelassener Geschwindigkeit die kurze Reise zur Brücke.

Erst jetzt gönnte sich die brünette Frau einige tiefe Atemzüge. Das Adrenalin während ihres kurzen Sprints hatte sie das Atmen beinahe vergessen lassen.

Ein wildes Durcheinander vielfältiger Stimmen durchdrang den Saal. Ein Beobachter, welcher die Muße mitbrachte, sich auf dem Wendelgang von oben das Gewimmel und Gewusel zu beobachten, mußte bestimmt an Chaos denken. Immer wieder schien es, als ob sich das Chaos zu einem Muster entwickelte. Doch wenn man versuchte, sich darauf zu konzentrieren, ließ es sich doch nicht fassen und entfleuchte den Sinnen.

„...Kaufen...“ - „23“ - „Verkaufen“ - „14“

Wortfetzen und Zahlen durchdrangen das laute Rauschen der Stimmen. Derselbe Beobachter würde erkennen, daß unten auf dem Parkett nur Männer für das Gerangel und Geschiebe verantwortlich waren. Ferengi und Nicht-Ferengi waren jeden Tag bis auf eine freie Stunde gleichsam im Krieg, warfen wild mit Worten um sich, um sich an der ferengischen Hauptbörse ihre Profite zu sichern und die Gier nach Geld und Macht zu befriedigen. Gerade die ferengischen Händler übertrafen sich einander im Spiel um die bunteste und goldschimmernste Tracht.

Auf mehreren Säulen liefen die Latinum-Kurse der verschiedensten Rohstoffe, die Preise für die Anteile an mehr oder weniger waghalsigen ferengischen Unternehmungen waren an Wandschirmen notiert.

Der Beobachter, das war am heutigen Tag ein Reporter des Federation Standard. Für eine kleine Gefälligkeit in Form einiger Streifen Latinum hatte er vor einigen Wochen in Erfahrung gebracht, daß sich eine Spekulationsblase auf Ferenginar abzuzeichnen schien. Und für eine umso größere Gebühr hatte er das Tages-Ticket zur Börse erhalten. Lässig mit einem Ellenbogen auf das Geländer gelehnt stützte er sein Kinn ab und ließ den anderen Arm geradeaus über das Geländer baumeln. Seit dem Beginn der Notierungen um Mitternacht kannten die Kurse nur die leichte Bewegung bergab. Seine Nase sagte ihm, der Informant mußte Recht haben. Mit zusammengekniffenen Augen roch er, wie aufkeimende Panik vom Parkett aufstieg.

Mit festem Griff packte Captain Shiong-Soon Leong seine Navigations-Offizierin unter den Achseln und zog sie langsam in Richtung seines Sofas. Rückwärts kniete er sich mit einem Bein auf das Polster und zog den Oberkörper der Romulanerin hinauf. Nachdem er ihren Kopf sanft auf ein Kissen gelegt hatte, wandte er sich ihren Beinen zu und hob sie nacheinander ebenfalls hinauf. Die sanft von einem wiederkehrenden Luftstrom bewegten Härchen auf der Rückseite seiner rechten Hand, die er der Frau unter die Nase hielt, bezeugten eine regelmäßige Atmung. Die stabile Seitenlage brauchte er also nicht anzuwenden. Er fühlte ihre klamme, feuchte Stirn und wartete einige Sekunden ab, während er sie beobachtete. Nachdem er sicher war, daß S'anras Zustand den Umständen entsprechend stabil war, ging er auf die Tür seines Bereitschaftsraums zu. Bereitwillig öffnete sie sich und er stellte sich hinein, um sie offenzuhalten.

Verwunderte Blicke seiner Brückencrew lagen auf ihm, als der Besatzung klar wurde, daß er nicht vorhatte, hindurch zu gehen. „Captain?“, fragte Maverick aus dem Captain's Chair im Namen der versammelten Offiziere. „Lieutenant t'Aenikh geht es nicht gut. Sanitäter werden gleich kommen.“ Sprachs, als sich zischend eine Turbolifttür öffnete. Nach einem kurzen Blick über die Brücke bemerkte Shiong Amilys Blick auf sich. „In meinem Raum“, sagte er knapp, trat einen Schritt zurück, hielt aber weiterhin eine Hand auf dem Rahmen der Tür damit sie sich nicht von alleine schloß.

Zügigen Schrittes durchquerten die beiden Mediziner den Teil des Kommandodecks und begannen, sich um die Romulanerin zu kümmern.

Totenstille herrschte auf dem Parkett. Wie in Zeitlupe beobachteten die unten stehenden Männer an der ferengischen Börse, wie der Leitindex einen Sprung um gute fünf Prozent nach unten nahm. Auf zwei der Wandschirme tickerte zum dritten Mal die Meldung, die wahrscheinlich dafür verantwortlich war:

„Cala-Sektor; Planet Jirai 4; globaler Zusammenbruch der gesamten Rohstoffproduktion; Ursache unbekannt ...“

Der besagte Teil des Cala-Sektors war bekannt für seine ressourcenreichen Planeten.

Unruhe machte sich breit. Mit einem Mal schien ein finanzieller Sturm loszubrechen. Die Händler warfen mit Verkaufsorder nur so um sich, der Ton wurde um einiges lauter und schriller. Wie es schien, hatten sich nicht wenige Börsianer auf riskante Anleihen eingelassen in der Aussicht auf einen schnellen und vor allem hohen Profit.

„Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“, dachte Theron Ezekiel bei sich. Genüßlich startete er den Stimmenrekorder seines Padds und begann, die erste Meldung an den Federation Standard aufzuzeichnen.

„Captain“, richtete T'Pel ihre Wort an Shiong-Soon. Der Malaye hörte sie unbewußt und wandte sich von der Grav-Bahre ab, auf der S'anra gerade in Richtung Turbolift geschoben wurde, um auf die Krankenstation gebracht zu werden. Er wußte die Romulanerin bei Doktor Edan in guten Händen und ging die kurzen Schritte zur Wissenschaftsstation.

„Ja, Lieutenant“, fragte er die Vulkanierin. „Die Sensoren melden gerade eben eine anomale Gravitations-Repulsion, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit auf uns zu bewegt. Nach ersten Messungen Stärke 7,8 auf der nach oben offenen Lourdes-Skala“ - „Das heißt?“, forderte Leong zu einer Erklärung auf. Er war sich sicher, daß diese Begriffe für ausgebildete Kadetten des wissenschaftlichen Studienfachs mehr Sinn ergeben mußten, als für ihn. In den wissenschaftlichen Grundfächern war ihm das garantiert nicht über den Weg gelaufen.

„Solche eine Repulsion ist ein Störung im Raum-Zeit-Gefüge. Solche mit einem Wert über 5 sind als schwere Störungen zu betrachten.“ Ein Piepsen ihrer Konsole lenkte T'Pel für einen kurzen Moment von der Erklärung ab. „Captain, ich empfehle die Schilde hochzunehmen. Die Friendship befindet sich mitten in der Haupt-Stoßrichtung der vortikularen Welle. Sie kommt ...“ Die Frau stutzte einen für eine Vulkanierin untypischen Moment. Sie kommt aus unseren Auftragsgebiet. Sie kommt aus dem Cala-Sektor!“ „Gelber Alarm! Schilde!“, zögerte Shiong-Soon keinen Moment.

Autor: T'Pel Titel: Folge 18 «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


Die Anweisung des Captains konnte gerade noch ausgeführt werden, bevor die Welle auf die Friendship traf.

Mit Mühe versuchte sich die Brückenbesatzung auf den Beinen zu halten, was leider nur bedingt von Erfolg gekrönt war.

Die beiden Mediziner und S’anra, gerade in den Turbolift getreten, wurden gegen die Wand geschleudert. Dabei wurde die Romulanerin von der Bahre geworfen und zog sich eine Platzwunde am Kopf zu.

„Mist!“, fluchte Lydecker leise vor sich hin, bevor sie über Com den Transporterraum rief. „Notfalltransport direkt auf die Krankenstation; drei Personen!“

„Tut mir Leid“, ertönte über Com die Antwort des diensthabenden Offiziers „die Transporter sind ausgefallen, sie müssen so auf die Krankenstation kommen. Transporterraum ende.“ Die beiden Mediziner sahen sich besorgt an und wanden sich dann ihrer Patientin zu. Hoffentlich war die Kopfverletzung nicht allzu schlimm, dachte Lydecker in dem Moment, als sich die Lifttüren an ihren Bestimmungsort öffneten.

„Bericht!“, rief Captain Leong in das Chaos der Brücke hinein, nachdem er sich wieder auf seinen Stuhl gesetzt hatte. „Schadensberichte kommen gerade rein“, ertönte T’Pel’s Stimme. In dem diffusen Licht des Gelben Alarms konnte er sie jedoch nicht ausmachen. „Transporter sind ausgefallen, in der Botanik fiel kurzfristig die Schwerkraft aus und die Krankenstation meldet 12 Verletzte, aber nichts Ernstes. Technikerteams haben sich bereits an die Reparation gemacht.“

„Gut“, sagte Shiong-Soon. „Nehmen sie Kurs auf den Cala-Sektor. Warp 7.“

„Aye, Captain“, sagte der Navigator und setzte den Kurs. „Beschleunigen.“, erwiderte Shiong-Soon und schon im nächsten Moment nahm er einen leichten Ruck wahr, der angab, dass sie auf Warp beschleunigt hatten. Dann bemerkte er neben sich Maverik reglos am Boden liegen. „Commander?“ Er kniete sich neben sie und legte ihr seinen Arm auf die Schulter, als sie sich regte, atmete er erleichtert aus. „Alles in Ordnung?“ „Ja. Geht schon.“ Zwar Zitterte ihre Stimme etwas, aber ansonsten schien sie unverletzt zu sein. Er reichte ihr seinen Arm, den sie auch dankend annahm.

Da ansonsten wieder alles seinen geregelten Gang auf der Brücke ging, kehrte er zu seinen Stuhl zurück.

Währenddessen versuchte Yanas dem Chaos auf der Krankenstation her zu werden. Was auch immer sie gerade getroffen hatte, ließ ihre medizinische Ausrüstung nur so in der Gegend herumfliegen. Hinzukamen die Verletzten, die inzwischen vermehrt eintrafen. Glücklicherweise war nichts allzu ernst, somit konnte sich ihr Team darum kümmern.

Weitaus mehr Sorgen bereitete ihr die vulkanische Blutkrankheit. Wenn sich herausstellen sollte, dass S’anra ebenfalls erkrankt war, hatte es sich vermutlich schon weit auf dem Schiff verbreitet. Da die Inkubationszeit nicht sehr hoch war, rechnete sie bald mit mehr Kranken. Selbst wenn es Medikamente gab, hätte die Krankheit nicht an Bord kommen dürfen.

Sie beschloss, sobald die unmittelbare Krise überwunden war, Nachforschungen anzustellen und alle Vulkanier zu sich zu zitieren. Nicht, dass jemand die Symptome solange unterdrückte, bis es wirklich zu spät war.

„Leider liegen uns zurzeit keine genaueren Informationen zur Katastrophe im Cala-Sektor vor. Mit Gewissheit lässt sich nur sagen, dass dies die Ursache für den nun zu verzeichnenden Börsencrash ist. Wie werden sie wie immer auf dem laufenden Halten“, erklärte Ezekiel freundlich in die Kamera lächelnd und beendete die Aufnahme.

Dann wand er sich wieder dem Treiben hinter sich zu. Noch immer versuchten die Broker soviel wie möglich von ihrem Geld zu retten. Was nicht wirklich von Erfolg gekrönt war und auf dem Überdimensionalen Bildschirm konnte man nach wie vor den Absturz der Kurse verfolgen.

Den Kopf schüttelnd beglückwünschte Ezekiel sich noch einmal dafür, dass er keine Aktien hatte. So verlockend die Gewinne auch sein mögen, das Risiko war viel zu groß. Wie man jetzt klar und deutlich sehen konnte.

Yanas war gerade dabei einer Schwester Instruktionen zu erteilen, als die Tür aufging und zwei Mediziner mit S’anra auf einer Bahre hereinstürmten. „Sie hat sich eine Platzwunde zugezogen, als wir von was auch immer getroffen wurden.“

Yanas wies die beiden an die Verletzte auf das nächste Biobett zu legen, während sie einen Trikorder holte. Ein kurzer Scan zeigte, dass es nichts Schwerwiegendes war. „Nehmen sie ihr schon einmal Blut ab“, wies sie Ensign Lydecker an und begann mit ihrer Behandlung.

Wenig später war S’anra stabilisiert und in einen ruhigen Schlaf gefallen. Die Platzwunde war behandelt, aber die Blutuntersuchung hatte zweifellos ergeben, dass sie mit der Blutkrankheit infiziert war.

Einige Stunden später konnte T’Pel endlich die Brücke verlassen. Regulär hätte ihre Schicht bereits vor vier Stunden geendet, jedoch war sie aufgrund der Schockwelle geblieben. Nun, da sie auf den Weg in den Cala-Sektor waren, bestand jedoch keine akute Gefahr mehr.

Bis zu der Besprechung hatte sie noch zwei Stunden Zeit. Bevor sie aber in ihr Quartier gehen konnte, musste sie noch einmal in die Krankenstation. Als die Schockwelle auf das Schiff traf, hatte sie sich das Handgelenk verstaucht.

„Lieutenant“, grüßte eine der Schwestern sie beim Eintreten. „Sind sie wegen der Untersuchung hier?“ „Untersuchung?“, fragte T’Pel mit hochgezogenen Augenbrauen. „Nun, wegen der Blutkrankheit“, sagte die Schwester lächelnd. „Damit im Falle einer Ansteckung diese so früh wie möglich erkannt und behandelt werden kann. Aber deswegen sind sie wohl nicht hier.“ „Allerdings nicht“, erklärte T’Pel. „Ich bin nicht krank.“ Sicher würde sie es bemerken, wenn sie sich angesteckt hatte. Da sie sich - abgesehen von ihrem Handgelenk - jedoch gut fühlte, war eine Infektion äußerst unwahrscheinlich. Außerdem hatte sie momentan genug zutun. In wenigen Stunden würden sie im Cala-Sektor eintreffen und bis dahin wollte sie noch eine Weile schlafen. Zum ersten Mal seit immerhin 37 Stunden. Inzwischen bedauerte sie es, letzte Nacht statt zu Schlafen an einem neuen Projekt gearbeitet zuhaben.

„Die Untersuchungen sind aber Pflicht“, warf die gerade hinzugetretene Yanas ein. „und sie dauern auch nicht lange. Folgen sie mir bitte.“ Da sie keine andere Wahl zu haben schien, folgte T’Pel der Ärztin und versuchte dabei, dass pochen in ihrem Handgelenk zu unterdrücken.

„Setzen sie sich, der Test dauert nur wenige Minuten.“ Nachdem T’Pel sich gesetzt hatte, nahm Yanas ihr etwas Blut ab. „Weswegen sind sie eigentlich gekommen?“ „Ich hab mir das Handgelenk verstaucht“, erklärte T’Pel. „Als die Schockwelle uns getroffen hatte, bin ich zu Boden gestürzt.“

„Was genau ist eigentlich geschehen?“, fragte Yanas. Man hatte sie bisher noch nicht informiert und sie wollte nicht warten, bis man es in zwei Stunden auf der Besprechung tat. T’Pel fasste kurz die Ereignisse zusammen, während Yanas ihr Handgelenk behandelte.

„Doktor“, unterbrach eine Schwester sie. „Die Blutuntersuchungen sind abgeschlossen. Der Lieutenant ist ebenfalls infiziert.“

Shiong-Soon starrte in seinem Bereitschaftsraum aus dem Fenster und dachte über die jüngsten Ereignisse nach. Gerade hatte er mit der Chefärztin gesprochen. Inzwischen waren alle Vulkanier und S’anra untersucht worden. Alle waren mit der Blutkrankheit infiziert. Er hatte veranlasst, dass alle Besatzungsmitglieder, die irgendwelche Symptome aufwiesen, sich sofort in der Krankenstation zu melden hatten.

Normalerweise wäre eine derartige Krankheit nicht weiter schlimm, jedoch war Ensign Savan - der als Erster mit Symptomen eingeliefert wurden war - gerade verstorben. Nun musste er die Familie informieren. Savan war gerade erst von der Akademie gekommen, seine ganze Zukunft lag noch vor ihm. Captain Leong war es immer schwer gefallen, Untergebene zu verlieren. Aber diesmal war es nicht mal auf einer Mission geschehen, sondern wegen einer simplen Krankheit, die einfach zu spät erkannt wurde. Noch ein paar Stunden früher und die Medikamente hätten ihn vollständig geheilt.

Autor: Shane MacKenzie Maverick Titel: Folge 19 «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


Doktor Edan starrte verbissen auf ein PADD mit den Bio-Vital-Werten Lieutenant Aenikhs. Neben ihr warf ihr Kollege Morgan Conn ebenfalls einen Blick darauf. „Die Station ist unterrichtet?“, fragte er.

„Natürlich. Aber wir haben noch keine Rückmeldung dazu bekommen. Sicher haben sie dort jetzt erst Mal alle Hände voll zu tun…“, antwortete Edan und zog einige Vergleichswerte der letzten Untersuchung zu Rate. „Es ist mir ein Rätsel, dass ein Fortschrittliches Volk wie die Vulkanier – und auch die Romulaner – es nicht schaffen, die Bevölkerung gegen so eine Krankheit zu impfen! Die Mittel dazu gibt es doch…“, schüttelte Conn den Kopf. „Nun der Impfschutz hält nur rund 20 Jahre vor.“, schaltete sich nun T’Pel ein. Sie saß nicht weit von den beiden auf einem Biobett und wartete geduldig auf ihre Entlassung. „Ach, und alle Vulkanier an Bord dieses Schiffes haben vergessen, dass sie eine Auffrischung benötigen?“ Conn sah die Wissenschaftlerin tadelnd an, erzielte dadurch aber keine Wirkung. „Pure Wahrscheinlichkeitsrechnung.“, versetzte jedoch Edan. „Die Infektionsgefahr ist statistisch gesehen im Alter unter 20 Jahren am höchsten – seit es Impfstoffe gegen die Krankheit gibt. Danach wird sie mit zunehmendem Alter immer geringer – noch dazu, wenn man sich nicht auf Vulkan, Romulus oder insbesondere den Randgebieten des romulanischen Imperiums aufhält.“ „Das ist korrekt.“, bestätigte T’Pel. „Insbesondere beim Dienst auf einem nahezu sterilen Föderationsraumschiff, wird die Gefahr einer Infektion mit der vulkanischen Blutkrankheit als ‚unbedeutend’ eingestuft – zumal die Schiffe über zumeist gut ausgerüstete Krankenstationen verfügen.“ „Das ist eine Nachlässigkeit.“, kommentierte die Trill. „Gerade auf einem Raumschiff – und möge es noch so steril sein – besteht die Gefahr sich mit allem möglichen zu infizieren. Wir beamen auf etliche Planeten – teilweise unbekannte. Niemand weiß, was für Erreger man dort vorfindet.“ Die Vulkanierin lüpfte eine Augenbraue. „Erreger die zu 99,8% vom Transportersystem erkannt und aus dem Muster herausgefiltert werden, wenn man zurück an Bord beamt.“ Die Ärztin schnaubte. „Für so was habe ich jetzt keine Zeit.“, meinte sie und trat mit einem Hypospray zu Lieutenant Aenikh, um ihr ein weiteres Hypospray zu verabreichen. Die Romulanerin hatte so weit großes Glück gehabt. Die Krankheit war noch rechtzeitig erkannt worden. Dabei war ‚rechtzeitig’ aber auch schon recht spät gewesen. Wenige Stunden später und man hätte möglicherweise nichts mehr für sie tun können. So erforderte ihr aktueller Zustand noch immer gründliche Überwachung.

Doktor Conn wandte sich noch einmal kurz an T’Pel. „Sie sind dann vorerst entlassen. Aber sobald sich noch irgendwelche Symptome zeigen – und mögen sie noch so gering sein – melden Sie sich hier. Dieses Hypospray“ , er übergab ihr das kleine Instrument, „können sie sich selbst verabreichen. Einmal täglich – am besten nach dem Aufstehen – zwei Einheiten, bis es aufgebraucht ist.“ „Verstanden.“

Eine knappe Stunde später stand Captain Leong von seinem Schreibtischstuhl auf. Soeben hatte er die Nachricht über den Verlust Mr. Savans ans Hauptquartier übermittelt, zusammen mit einem kurzen Kondolenzschreiben an die Verwandten des Vulkaniers. Der Papierkram an sich war schon umständlich genug, aber wenn etwas der Abneigung über den bergeweisen Papierkram die Krone aufsetzen konnte, dann war es die unangenehme Aufgabe, den Tod eines Crewmitgliedes zu melden und die Verwandten darüber zu informieren. Eigentlich sollte er nun wohl erleichtert sein, dass er diesen Teil bereits hinter sich gebracht hatte. Doch wirklich einstellen wollte sich diese Erleichterung nicht. Im Gegenteil – er fühlte sich an den Verlust erinnert, den er selbst erlitten hatte und an das Gefühl, das die Nachricht darüber damals in ihm hervorgerufen hatte. Für einen Moment stockte er in seinen Bewegungen – er wollte gerade den Stuhl an den Tisch heran schieben – bis sein Blick die Pflanze auf seinem Schreibtisch erfasste. Die Pflanze holte ihn augenblicklich ins Hier und Jetzt zurück. Sie war echt und greifbar und sie war da. Leong straffte seinen Rücken und verließ seinen Bereitschaftsraum, um hinüber in den Besprechungsraum zu gehen.

Als er sein Ziel erreicht hatte, waren noch nicht alle da. T’Pel und Doktor Edan fehlten noch. Nach den kürzlichen Zwischenfällen erwartete Leong jedoch nicht, dass die Ärztin zwingend an der Besprechung teilnahm. Ihre Patienten gingen definitiv vor. Wie zur Bestätigung schaltete sich ein kleiner Sichtschirm an der Wand ein, auf dem das Gesicht der Trill erschien. „Captain, mit Ihrer Erlaubnis, würde ich der Besprechung gerne von hier aus folgen. So kann ich auch ein Auge auf die Patienten haben.“, meinte sie sofort. „Selbstverständlich Doktor. – Wir warten noch auf Lieutenant T’Pel.“, antwortete Leong. Kaum hatte er ausgesprochen, öffnete sich bereits die Tür und die Vulkanierin trat ein. Wie gewöhnlich war sie pünktlich auf die Minute zum vereinbarten Termin erschienen. Nachdem sie sich hingesetzt hatte, eröffnete der Captain die Besprechung: „Guten Morgen. Wie Sie wissen, befinden wir uns offiziell auf einer Mission zur Kartographierung der noch unbekannten Systeme des Cala-Sektors. Ich möchte diese Besprechung jedoch nutzen, um auf die aktuellen Ereignisse – sprich unser Zusammentreffen mit der Raum-Zeit-Anomalie vor knapp zwei Stunden – einzugehen. – Vielleicht können Sie uns einen knappen Überblick über die Situation auf der Krankenstation geben, Doktor?“ Edan nickte auf dem Bildschirm und berichtete dann: „Die Erschütterungen trafen uns relativ unvorbereitet. Nach aktuellem Stand gab es insgesamt 25 Verletzte – allesamt nur leichte Verletzungen: Prellungen, Verstauchungen und eine leichte Gehirnerschütterung. Nichts Ernsthaftes.“ „Danke Doktor. Mister N’Daye, wie ist der Status der Maschinen?“, leitete der Captain die Berichterstattung gleich an den Chefingenieur weiter. „Nun, die Maschinen haben nicht viel abbekommen. Es gab eine kurze Überlastung im äußeren Energiegitter – die Fluktuationen sind Ihnen vermutlich aufgefallen. Die Backup-Systeme konnten das aber abfangen und Schlimmeres verhindern. In Shuttlerampe 2 gab es außerdem einige kleine Schäden an den Shuttles durch eine defekte Halterung. Ein paar Kisten konnten sich lösen… Das ist aber schon alles. Wir sind zurzeit dabei noch einmal alle Leitungen des äußeren Gitters zu prüfen.“ „Sehr gute Arbeit.“, meinte Leong anerkennend. Nicht jedes Raumschiff hätte die Kollision mit einer solchen Anomalie, die als gefährlich eingestuft wurde, so gut überstanden, das wusste er. Dafür war nicht zuletzt die gute Arbeit der Ingenieure verantwortlich. „Lieutenant T’Pel, was können Sie uns über diese Anomalie berichten – haben wir einen genauen Ursprung? Und was erwartet uns im Cala-System, wenn wir es erreichen?“, war die nächste Frage des Captains. „Zunächst vielleicht eine kurze Erklärung zu der Anomalie. Es handelte sich dabei um eine Gravitations-Repulsion. Dieses Phänomen ist vielleicht mit einer außerordentlich starken Gravitationswelle – entfernt auch mit einer linearen Solitonwelle – vergleichbar.“ „Soliton?“, unterbrach der Chefingenieur erstaunt. „Nur im entferntesten Sinne.“, erwiderte T’Pel. „Eine Solitonwelle ist gewöhnlich nicht so stark – es sei denn sie wurde absichtlich erzeugt, um sie zum Beispiel als Antrieb zu nutzen.“ „Das ist aber nicht sehr praktikabel, wie die letzten Versuche bestätigen.“, fügte N’Daye wiederum an. „Korrekt. Außerdem wäre eine Solitonwelle wesentlich breiter gewesen. Daher bevorzuge ich in unserem Fall den Vergleich mit einer linearen Gravitationswelle. Diese Wellen werden grundsätzlich von größeren Objekten erzeugt – auch ein um eine Sonne kreisender Planet erzeugt Gravitationswellen, allerdings sind diese ungleich schwächer. Eine Anomalie wie die, auf welche wir stießen, kann zum Beispiel durch die Explosion einer Supernova erzeugt werden. Den Zusammenstoß zweier Neutronensterne wäre ebenfalls denkbar, die Kollision zweier schwarzer Löcher können wir aber höchstwahrscheinlich ausschließen.“ „Entschuldigen Sie“, unterbrach Commander Maverick die Wissenschaftlerin. „aber welche Möglichkeit halten Sie für die Wahrscheinlichste und weshalb können Sie die Kollision schwarzer Löcher so sicher ausschließen?“ „Nun wir mögen uns am Rande des kartographierten Raumes befinden, aber wir können davon ausgehen, dass es keine schwarzen Löcher – zumindest keine zwei größeren – in unmittelbarer Nähe (also im Umkreis von etwa 500 Lichtjahren) gibt. Sie hätten Auswirkung auf die bereits bekannten Systeme und eine davon ausgehende Gravitations-Repulsion wäre energetisch stärker gewesen als die, auf die wir getroffen sind. – Und um Ihre andere Frage zu beantworten. Da eine explodierende Supernova sicher auch nicht unbemerkt geblieben wäre – es gäbe noch weitere (visuelle) Folgen – halte ich die Kollision zweier Neutronensterne für die Wahrscheinlichste Ursache.“ „Sind zwei Neutronensterne im gleichen Sektor nicht sehr selten?“, kramte Mac in ihrem angestaubten Wissenschaftswissen. „Doch – aber es wird schon lange vermutet, dass in diesem Teil des Weltraums durch den Merica-Nebel und speziell seine Ausläufer die Entstehung von Sternen begünstigt ist, die zu Neutronensternen geworden sind. Ich weise außerdem noch einmal daraufhin, dass das ohnehin erst Mal nur eine Theorie ist, die wir im Verlauf der Mission sicher noch untermauern oder aber verwerfen können.“, erklärte T’Pel geduldig. „Gut. So viel also zu der Anomalie selbst. Mit was für einer Situation sollten wir im Cala-System rechnen? Cala IV hat keinen Schutzschild und erst Recht keine Backup-Systeme, so wie unser Schiff…“, hakte Leong noch einmal nach. „Das hängt davon ab, ob die Anomalie den Planeten überhaupt getroffen hat – oder einen anderen Planeten im System. Es könnte überhaupt keinen Schaden gegeben haben oder verheerende Naturphänomene auf betroffenen Planeten auslösen. Ein Planet, den die Anomalie mit voller Kraft getroffen hat, wird mit schweren Erdbeben und kilometerhohen Flutwellen zu kämpfen haben – im besten Fall.“ „Und was wäre der schlimmste Fall?“, wollte Maverick wissen. „Ein kleiner Planet – wie Cala I - könnte durchaus aus seiner Umlaufbahn geraten, Planeten mittlerer Größe wie die übrigen Planeten im System, könnten in ihrer Rotationsachse beeinflusst werden, was wiederum Auswirkungen auf die planetaren Magnetfelder und –pole haben würde.“ „Das würde die Planeten unbewohnbar machen…“, überlegte Leong laut. „Hoffen wir auf den besten Fall – oder noch besser: Darauf dass die Anomalie die Planeten gar nicht erst getroffen hat… - Vorbereiten sollten wir uns trotzdem aufs Schlimmste. Das Cala-System hat sechs Planeten. Es ist unwahrscheinlich, dass alle getroffen wurden. Drei Planeten sind bewohnbar. Wenn wir in zwei Stunden dort eintreffen möchte ich Rettungsteams und Einsatzpläne für Erste-Hilfe-Missionen und Teilevakuierungspläne für die größten Städte dieser Planeten, damit wir so vielen Betroffen wie möglich helfen können.“ „Sollen wir schon Unterstützung anfordern?“, wollte Maverick wissen. „Ja, das wäre sicherer. Bis Unterstützung eintreffen kann, vergehen rund zwei Tage. Sollten sich unsere Sorgen zerstreuen, kann man der Verstärkung das immer noch mitteilen. – Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren.“, bestätigte Leong dies und erhob sich von seinem Stuhl. „Wir haben einiges vorzubereiten! – Wegtreten.“

Innerhalb kürzester Zeit glich die Friendship einem Bienenstock in dem reger Betrieb herrschte. Rettungsteams wurden zusammengestellt und die von Leong geforderten Pläne erstellt. In den Frachträumen, Hangars und in den Gästequartieren wurde Platz für mögliche zu Evakuierende geschaffen und auch die Holodecks bekamen Programme, die für einen Transfer von Flüchtlingen von einem Planeten zum anderen optimiert wurden.

Es waren keine zehn Minuten mehr, bis das Schiff das Cala-System erreichen sollte, als Commander Maverick mit den erstellten Rettungs- und Evakuierungsplänen zu Captain Leong trat. Aufmerksam studierte er die beiden PADDs und gab sie dann an seinen ersten Offizier zurück. „Sehr gute Arbeit. Hoffen wir trotzdem, dass diese Pläne nicht gebraucht werden.“, kommentierte er. „Wie lange noch bis zur Ankunft?“, verlangte er vom diensthabenden Steuermann zu wissen. „Wir erreichen das Cala-System… - Jetzt.“, lautete die Antwort. Er verlangsamte das Schiff nahe dem äußeren Planeten. Neben ihm an der Ops verteilte Sebastio Andrade die überschüssige Energie, die nun nicht mehr für den Warptransfer benötigt wurde zu den Sensoren um. T’Pel hatte die Sensoren im Nu angepasst und tastete das vor ihnen liegende Sonnensystem ab. „Cala I wurde getroffen, Cala IV offensichtlich gestreift. Die anderen Planeten sind nicht betroffen.“, berichtete sie. Leong war sichtlich beruhigt – aber auch nur in Maßen. Cala I wurde zwar zum Rohstoffabbau genutzt, war aber unbewohnt. Cala IV jedoch war so etwas wie der Hauptplanet des Systems. Um den Planeten herum wimmelte es nur so von Frachtern und kleineren privaten Transportschiffen. „Wie schwer ist Cala IV getroffen? Was sind die Auswirkungen?“, wollte Leong wissen. Doch noch bevor T’Pel antworten konnte, schaltete Andrade sich dazwischen: „Sir, wir empfangen einen Notruf vom Frachter ‚Calgary’. Sie haben die Triebwerkskontrolle verloren und driften auf Cala zu. – Die anderen Frachter verfügen nicht über einen ausreichend starken Traktorstrahl.“ „Abfangen.“ T’Pel hatte kurz gewartet, bis sie auf die vorherige Frage des Captains antworten konnte: „Die Scanns deuten auf Verwüstung durch Erd-Erschütterungen hin. Etwa 40% der Landfläche ist überschwemmt. In den nächsten Wochen kann mit weiteren schweren Erschütterungen und Flutwellen gerechnet werden. Am sichersten ist der 2. Kontinent – er ist verhältnismäßig hoch gelegen und liegt auf einer stabilen Kontinentalplatte.“ „Dort wird nicht genug Platz für die ganze Bevölkerung sein. Einen Teil werden wir nach Cala III evakuieren müssen.“, gab Maverick zu bedenken und trat zu der Vulkanierin hinüber, da die Aufmerksamkeit des Captains für den Moment wieder auf die Calgary gerichtet wurde. Soeben erhellte der aktivierte Traktorstrahl der Friendship die Brücke noch ein bisschen mehr, als die reguläre Beleuchtung. Doch der Frachter war schon so gut wie in Sicherheit. „Brücke an Maschinenraum.“, öffnete Leong einen Kanal. „N’Daye hier.“ „Schicken Sie ein kleines Team zum Frachter Calgary, um sie bei der Reparatur ihres Antriebssystems zu unterstützen – sprechen Sie sich aber vorher mit deren Ingenieur ab. Möglicherweise werden noch Ersatzteile benötigt.“ „Aye Sir. N’Daye – Ende.“

Wie sich herausstellte, waren die Frachter und Transporter, welche Cala IV umschwirrten, ebenfalls zu der Erkenntnis gelangt, dass eine Evakuierung zum 2. Kontinent oder eben dem Nachbarplaneten, das einzig sinnvolle war, was man jetzt tun konnte. Die meisten Schiffe gehörten Handelspartnern und nicht den Cala’anern selbst, aber alle hatten sofort ihre Hilfe angeboten. Dennoch waren die Crews der Handelsschiffe mehr als erleichtert nun ein Föderationsschiff hier zu wissen, dass die Rettungsaktion koordinieren konnte, denn kaum jemand von ihnen hatte je einem Notruf nachkommen müssen. „Ich frage mich, was die Ferengi den Cala’anern in Rechnung stellen, dafür, dass sie ihnen so bereitwillig helfen…“, überlegte Maverick laut, als sie erstaunt bemerkte, dass sogar ein Handelsschiff der großohrigen Spezies im System war und sich an den Hilfsmaßnahmen beteiligte. „Na da frage ich mich eher, ob unsere gierigen Freunde die Börsenkurse schon gecheckt haben…“, meinte Andrade ein wenig amüsiert. „Die spekulieren doch recht hoch mit den Waren der Cala’anern.“ T’Pel zog eine Augenbraue hoch. Sie fragte sich nämlich, weshalb die Ferengi ausgerechnet über dem ehemaligen Frachthafen in eine stationäre Umlaufbahn gegangen waren. Das war zwar mit Sicherheit ein Ort, an dem es viele Opfer gegeben hatte – denn es war nicht nur ein Hafen für Raum-Frachter, sondern auch Schiffe, lag also wie man es von einem gewöhnlichen Hafen erwartete direkt am Wasser und war somit Opfer schlimmer Überschwemmungen geworden. Allerdings hatte die Friendship diese Region mit als eine der ersten gescannt und die wenigen Überlebenden waren bereits hoch gebeamt worden. „Sir ich verzeichne Transporteraktivitäten auf dem Ferengi-Schiff.“, meldete sie. „Allerdings an einem Ort, an dem bereits alle evakuiert wurden.“ „Vielleicht haben sie noch jemanden gefunden.“, vermutete Leong optimistisch. „Es ist eine anhaltende Aktivität im Frachthaften…“, ergänzte die Vulkanierin. Der Malaye räusperte sich. „Das klingt, als würden sie sich ihre Bezahlung selbst holen… - Rufen Sie sie.“

Autor: Robert Michael Grey Titel: Folge 20 «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


"Ich verstehe nicht, was sie meinen... wir versuchen lediglich zu helfen", gab

der rotgekleidete Ferengi in der Mitte der Brücke des Ferengifrachters unschuldig von sich. Sein Blick zeigte Erstaunen. Wer aber in der Vergangenheit bereits einmal mit dieser Rasse zu tun hatte, liess sich davon nicht täuschen. So auch Sicherheitschef Robert M. Grey.

"Red du nur", dachte er bei sich. Niemals würde er vergessen, wie ihn die drei Ferengi damals auf Seto Prime ausgenommen hatten - buchstäblich bis aufs letzte Hemd. Das war während einer seiner ersten Reisen auf der U.S.S. Lexington, als er noch ein unerfahrener, junger Fähnrich war, der sich oft genug selbst überschätzt hatte. Und so dachte er, dass für ihn diese kleinen Ferengi keine echte Herausforderung waren. Wie hatte er sich geirrt.

Ein Blick zu den anderen Anwesenden auf der Brücke der Friendship bestätigte seine Vermutung, dass er bei weitem nicht der einzige war, der diesen grossohrigen Gaunern nicht über den Weg traute.

Captain Leong offensichtlich auch nicht. "Wir haben ihren Aktivitäten beobachtet. Wir wissen, dass sie Waren vom Frachthafen auf ihre Schiff gebeamt haben." Er wartete einen Moment lang auf die Reaktion des Ferengi auf dem Hauptbildschirm, der noch etwas mehr Erstaunen in seinen Blick legte, zu einem verständnislosen Kopfschütteln anlegte und dabei beide Arme mit offenen Handflächen seitwärs von sich streckte, als wollte er damit demonstrieren, dass er tatsächlich nichts einsteckt hatte.

"Es muss sich hier um ein grosses Missverständis handeln, Captain. Wir sind lediglich dabei, Personen zu bergen..." Viel weiter kam er nicht, denn der Ops-Offizier unterbrach des Gespräch der beiden: "Sir, die Behörden von Cala IV melden, dass sie dringend Hilfe bei der Evakuierung von einer Gruppe Siedlern auf einer der grösseren Inseln benötigen. Sie wurde nicht komplett überschwemmt, aber die Berge bieten vermutlich nur noch für eine kurze Zeit Schutz. Es sind viele Verletzte darunter." Der Captain der Friendship wurde sofort wieder klar, dass die Lage immer noch äusserst ernst war und sie keine weitere Zeit mit diesem Ferengi zu verschwenden hatten.

"Sir", meldete sich Robert von seiner Station, "mit ihrer Erlaubnis, werde ich mich um diesen Kerle kümmern." Leong war sich zwar nicht sicher, was sein Sicherheitschef vorhatte, aber in der jetzigen Situation würde beinahe jedes Mittel recht sein. Hauptsache, sie würden keine weitere Zeit verlieren.

Der Ferengi hatte natürlich alles mitbekommen, doch bevor er grossartig reagieren konnte und gerade sowas wie ein "Aber..." von sich gab, verschwand er in einem blauen Transporterstrahl. Nachdem Robert einige Tasten gedrückt hatte, drehte er sich um, wo der Ferengi einen Schritt von ihm entfernt gerade rematerialiserte wurde. Bevor dieser überhaupt realisieren konnte, wo er war, packte ihn Robert schon am Kragen und hob ihn etwas vom Boden ab, so dass er nach Halt suchend mit den Beinen in der Luft strampelte.

"Wir haben keine Zeit für diese Spielchen, Mister!" herrschte ihn der um zwei Köpfe grössere und auch wesentlich breiter gebaute Sternenflottenoffizier an. "Sie geben nun augenblicklich die gestohlene Fracht zurück und beteiligen sich an der Rettung oder ich werde ihren Frachter beschlagnahmen, sie persönlich aus der Luftschleuse werfen und ihre Crew kann zu Fuss nach Hause gehen." Der Ferengi wollte etwas erwidern, aber der Kragen seiner eleganten Kleidung zog sich so eng um seinen gierigen Hals zusammen, dass er nur ein unverständliches Krächzen von sich geben konnte. "Haben wir uns verstanden?" wollte Robert noch immer in lautem Tonfall wissen, während die restliche Brückenbesatzung diesem Schauspiel teilweise erstaunt, aber auch teilweise mit einem Grinsen auf dem Gesicht beiwohnte.

Der Ferengi wollte etwas darauf antworten, aber die Luft schien ihm bedrohlich auszugehen und unter einigem Gestöhne begann er wild mit dem Kopf zu nicken - soweit ihm dies zumindest noch möglich war. Wie auf Kommando liess in Robert los und sah, wie der Ferengi letztendlich mit dem Hintern hart auf dem Boden der Brücke aufschlug, nachdem ihn seine Beine nicht getragen hatten. Verstört und mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er sich daraufhin wieder aufzurichten, während der Sicherheitschef ihm einen Schritt entgegentrat, aber keine Anstalten machte ihm zu helfen, stattdessen aber dem Captain zunickte, um ihm zu bestätigen, dass er die Situation nun unter Kontrolle hatte.

Shiong-Soon Legon wusste nicht recht, was er von dieser Methode halten sollte, aber er begann sich sogleich wieder auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren und liess die Verbindung zum Ferengi-Schiff abbrechen. Kollektiv verdatterte Blicke der restlichen Brückencrew der Frachtdiebe war das Letzte, was er noch sah, bevor er den Ruf der Behörden entgegennahm.

Im Hintergrund hatte sich der Ferengi inzwischen wieder aufgerappelt; die Unschuldsmiene war schon lange aus seinem Gesicht verschwunden. Robert packte ihn unsanft am Arm und zog ihn hinüber in die Beobachtungslounge, schliesslich wollte er die Crew nicht länger ablenken.

Kaum hatte sich die Tür hinter den bleiden geschlossen, drückte er den Ferengi in einen Stuhl, während er selber nur einen Schritt vor ihm stehenblieb. Der Frachtercaptain musste deshalb noch steiler zu ihm aufblicken, als er dies stehend hätte tun müssen. "Ich werde alles machen, was sie wollen, nur tun sie mir bitte nichts!" flehte er. Robert grinste innerlich: Über Subraum hatten sie eine grosse Klappe, aber wenn sie vor einen Standen und man nicht schon etwas angetrunken war, wie er damals auf Seto Prime, waren sie äusserst hilfsbereit und schon beinahe liebenswürdig.

Natürlich hatte er nicht vor, ihm etwas anzutun. Nicht nur, dass er als Sternenflottenoffizier gewissen Prinzipien unterworfen war - es lag auch nicht in seiner Natur, wehrlosen und unterlegenen Gegnern Schaden zuzufügen. Der Ferengi hatte seine Lektion für den Moment sicherlich gelernt und er würde es dabei belassen. Jedenfalls fast.

"Ich werde den versuchten Diebstahl der Föderation und der Ferengi-Allianz melden. Das alles wird für sie sicherlich ein Nachspiel haben", gab er dem Ferengi nun wieder in gelassenem Tonfall die Konsequenzen seiner Tat zu verstehen. "Nein, bitte nur das nicht. Man nimmt mir sonst diese profitable Handelsstrecke weg und ich wäre damit erledigt!" Robert überlegte einen Moment. "Was sollte den Captain oder mich davon abhalten?" fragte er dann nach. Er wusste selbst zwar keine Antwort darauf, aber er konnte die Frage ja einmal in den Raum stellen. "Ich habe vielleicht Informationen für sie." "Und was für Informationen sind das?" gab sich Robert zurückhaltend. Ein verängstigter Ferengi war nicht unbedingt ein ehrlicherer Ferengi.

"Vor vier Tagen sind wir in der Nähe des Gantt-Systems einem Breenschiff begegnet. Ich hatte mich noch gewundert, auf dieser Seite der Grenze einem ihrer Zerstörer zu begegenen. Jedenfalls sass ich am Abend darauf in der Bar eines Handelsaussenposten in der Nähe von ein paar Lenarianern. Sie diskutierten über einen Breen-Zerstörer, den sie an diesem Tag beobachtet hatten. Offensichtlich hatte es grössere Geschosse ähnlich Torpedos in Richtung eines Neutronensterns abgegeben, worauf sich die Struktur des Sterns erheblich verändert hatte. Vielleicht eine neue Waffe der Breen", berichtete der Ferengi eifrig, um vielleicht einer Strafe doch noch irgendwie zu entgehen. "Stehen die Sensorendaten des Breenschiffs noch zur Verfügung", wollte der Commander darauhin wissen, was ihm der Ferengi sofort bestätigte. "Rufen sie ihr Schiff und lassen sie diese Daten auf die Friendship übermitteln", wies Robert den Ferengi an. "Lassen sie mich dann gehen?" Robert blickte ihn nur finster an. Vermutlich stimmte die 25. Erwerbsregel; Angst war ein guter Geschäftspartner.

"Herein", rief Captain Leong, der in seinem Bereitschaftsraum an einigen Lageberichten arbeitete. Sein Erster Offizier gefolgt vom Sicherheitschef traten ein. "Wir haben soeben die letzten Personen aus den kritischsten Gebieten evakuiert", meldete Mac ihrem Vorgesetzten. Sie war sichtlich müde - auch wenn sie nicht viel Schlaf benötigte, war sie nun bereits anderthalb Tage auf den Beinen und fast die ganze Zeit davon im Einsatz gewesen. Ausserdem hatte sie in den letzten Stunden nebenbei zusammen mit T'Pel und Robert Grey einige Daten analysiert und dabei durchaus beunruhigende Entdeckungen gemacht.

Roberts Vermutungen nach dem Gespräch mit dem Ferengi hatten sich bestätigt. Das Schiff, dem der Ferengi vor einigen Tagen begegnet war, war mit dem Breenschiff, das sie zusammen mit der Alamagest im Rhombus-Nebel verfolgt hatten und das höchstwahrscheinlich in die Zerstörung des Shuttles Darling bei Merica verwickelt war, absolut identisch.

"Und sie sind sich absolut sicher?" meinte Leong, nachdem er ihren Bericht gehört und das PADD, welches sie ihm vorgelegt hatten mit seiner gewöhnlich überlegten Art aufmerksam studiert hatte.

"Es gibt keinen Zweifel", erwiderte Shane MacKenzie, "T'Pel und ich haben die Daten mehrfach verglichen. Exakt dieselbe Konfiguration." Leong legte das PADD vor sich auf den Tisch, nachdem er mit einem kurzen Blick einen freien Platz darauf ausgemacht hatte.

"Und es dürfte wohl kein Zufall sein, dass es ausgerechnet in die Richtung unterwegs war, aus der vermutlich die Gravitations-Repulsion kam", ergänzte Robert, auch wenn er sich sicher war, dass die beiden anderen das gleiche dachten.

"Gibt es schon einen Verdacht, was die Breen oder wer auch immer dieses Schiff befehligt, damit beabsichtigte - sofern es wirklich für das Erzeugen der Repulsion verantwortlich war?" fragte Leong nach dem Motiv. "Dies ist derzeit noch Gegenstand unserer Untersuchungen. Da wir nicht sicher sind, um wen es sich handelt, sind die Absichten schwer einzuschätzen." Der Malaye nickte. "Gute Arbeit bis dahin." Während sich seine beiden Offiziere für diese Worte bedankten, blickte er ruhig von einer zum anderen um dann zu ergänzen: "Da wir die Lage hier unter Kontrolle gebracht haben, sollten sie sich eine Pause gönnen. Vielleicht hören sie ja im Gegensatz zu Commander Edan auf mich." Dabei schmunzelte er leicht. Sobald er die Schreibarbeiten hinter sich gebracht hatte, würde er dies ebenfalls tun.

"Gute Arbeit mit dem Ferengi übrigens, Commander", grinste Fähnrich Tates, die sich eben zum Sicherheitschef, sowie seinem Stellvertreter an einem Tisch des Starlights gesetzt hatte, "wie ich gehört habe, hatte er daraufhin unermüdlich bei der Evakuierung mitgeholfen." Robert war sich nicht sicher, wie diese Geschichte die Brücke verlassen hatte - obwohl, eigentlich doch. Ops-Offizier Andrade war sehr gesprächig, besonders wenn es Frauen zu beeindrucken galt. Und Geschichten von vorderster Front auf der Brücke hatten für viele Crewmitglieder einen Seltenheitswert, so dass sie gerne gehört und auch gerne weitererzählt wurden.

"Der Völkerverständigung hat es nicht gerade gedient. Aber wenn Leben auf dem Spiel stehen, muss man auch mal zu anderen Methoden greifen. Ich möchte aber nicht, dass dies hier Schule macht", gab sich der leidenschaftliche Klavierspieler zurückhaltend. Es war keine ruhmvolle Aktion gewesen und bestimmt auch nichts, was er bei einer Flasche saurianischen Brandys einem Gesprächspartner erzählen würde. Nicht nur war der Ferengi ihm hoffnungslos unterlegen gewesen, es war eben auch keine besondere Geschichte. Da gab es wesentlich spannenderes, was er aus seinem Leben erzählen konnte.

Der Commander drückte sein Kreuz durch und schob den Stuhl nach hinten. "In einer halben Minute habe ich Besprechung und muss mich noch etwas vorbereiten. Wir sehen uns später."

"Die Minister von Cala IV möchten sich für ihre herausragende Arbeit bedanken, leider war keiner von ihnen Abkömmlich, da sie im Moment alle Hände voll zu tun haben. Deshalb können sie ihren Dank nicht persönlich überbringen. Sie hoffen jedoch, dass sie in absehbarer Zeit eine Einladung an die gesamte Crew richten können, sobald sich ihre Lage einigermassen normalisiert hat", übermittelte der Captain die Grüsse der Cala'anischen Behörden.

Er blickte für einen Moment ins Gesicht jedes einzelnen der Runde, als wollte er sicherstellen, dass keine Fremden darunter sassen. "Ich möchte, dass die folgenden Informationen streng vertraulich behandelt werden. Die Sternenflotte hat mich darum gebeten, diese Informationen nicht weiterzugeben. Da aber einige von ihnen massgeblich an deren Beschaffung beteiligt waren, möchte ich, dass sie alle darüber informiert sind. Ich möchte hierfür das Wort an Commander Maverick und Lt. Commander Grey geben." Der Captain setzt sich hin, während die beiden angesprochenen Personen sich von ihren Sitzen erhoben und um den Tisch herumliefen.

Sorgsam hatten sie die Daten zusammengetragen, die nun in der Hand der Sternenflotte für weitere Untersuchungen lagen. Viele Dinge lagen im Dunkeln, aber um Licht in die Sache zu beginnen, musste man irgendwo einmal ein Streichholz anzünden. Sie hatten die genaue Bahn der Gravitations-Replusion berechnet und ein mögliches Angriffsziel der Welle ausgemacht.

"Eine Breen-Werft?", äusserte sich Savvy N'Daye erstaunt. "Nicht irgendeine Werft, Lieutenant. Es handelt sich dabei um die grösste planetare Werft der Breen in dieser Gegend. Ausserdem befinden sich viele der gelagerten Werkstoffe auf diesem Planeten, um damit auch die umliegenden Fabrikationsanlagen zu versorgen. Sie ist schwer bewacht, aber vermutlich nicht in der Lage, eine Gravitations-Repulsion aufzuhalten", beantworte Mac die Frage des Chefingenieurs.

"Ich weiss, was sie sich jetzt denken: Ist das nicht etwas zuviel Spekulation? Ein Breen-Schiff, das die Grenze überquert, um auf unbekannte Art und Weise eine Gravitations-Welle zu erzeugen, die eine Schiffswerft zerstört?" meinte Robert, als er die fragenden Gesichter der anderen sah. "Ich möchte die Frage beantworten: Es _ist_ Spekulation. Es gibt nur Indizien, keine Beweise. Aber wenn man einige Berichte der letzer Zeit hinzuzieht und es als Ganzes betrachtet, scheint alles nicht mehr so absurd. Die momentane Stille der Breen und die Beobachtung bereits vor einigen Monaten, dass sie einen Grossteil der in grenznähe stationierten Truppen abgezogen haben, legt den Verdacht nahe, dass sich die Breen in einem Konflikt befinden, der ihre gesamte Aufmerksamkeit erfodert. Gerüchten nach zu urteilen, gibt es schon seit einiger Zeit Geheimdienstberichte, die darauf hinweisen, dass die Breen schon seit über zwei Jahren in einen bewaffneten Konflikt verwickelt sind. Mit wem genau ist nicht bekannt, da dieser fernab der Föderationsgebiete stattfindet. Aber wie wir nun feststellen musste, operiert diese Kraft vermutlich schon seit einiger Zeit weit hinter der Front um in erster Linie den Nachschub an Material und Kräften zu unterbinden. So wurden im angrenzenden Sektor von unseren grenznahen Phalanxen mehrere zerstörte Breen-Transporter ausgemacht. Aber auch der Vorfall in den Kolonien von Adraxia würde ins Bild passen, da die Breen wichtige Rohstoffe wie Bilitrium, Tritonium und Kormalin aus den Kolonien beziehen. Eventuelle hätte die richtige Person an richtiger Stelle genau diese Lieferungen verhindern sollen. Spekulation wie gesagt, aber immer mehr deutet darauf hin."

Die Anwesenden in der Beobachtungslounge waren für einige Sekunden still, bevor eine angeregte Diskussion enstand.

Es war spät, als Robert sein Quartier betrat. Er schaute erst nach Tara und Eric die friedlich in ihren Betten lagen, bevor er sich vor ein Fenster seines Raums stellte. Die Friendship hatte inzwischen ihre Kartographierungsmission wieder aufgenommen und das Bordleben normalisierte sich nach der Rettungsmission nach und nach wieder. Aber die neuen Erkenntnisse um die Breen beunruhigten ihn sehr. Er hoffte, dass sie sich in ihrer Schlussfolgerung irrten. Er wusste, dass Dinge, die zunächst weit entfernt schienen, die Angewohnheit hatten, schneller näher zu kommen, als man dies erwartete. Die Sternenflotte würde ihn Zukunft ein besonderes Augenmerk auf die Situation der Breen haben - man musste auf alles vorbereitet sein.

Autor: Yanas Edan Titel: Folge 21 «Vorherige Folge | Logübersicht | Nächste Folge»


Es war ruhig auf der Krankenstation. Nach und nach hatte sie ihre

Patienten entlassen können, sogar Lt jg T'Aenikh hatte sie zurück in ihr Quartier schicken können. Sie hatte der Romulanerin weitere 5 Tage Ruhe verordnet. Sie war nicht ganz sicher, ob T'Aenikh sich an ihre Weisungen halten würde, deshalb würde sie der Navigationsoffizierin morgen nachmittag einen Besuch abstatten, um sich davon zu überzeugen, daß diese sich die Ruhe, die sie brauchte auch tatsächlich gönnte. Müde rieb sie sich mit dem rechten Zeigefinger über die Flecken an ihrer Stirn. Sie und ihr Team hatten viele Überstunden schieben müssen in den letzten Tagen. Sie war froh, daß sie nun etwas Ruhe finden würde. Allerdings hatte sie vorher noch eine andere Aufgabe zu erfüllen. Eigentlich hätte der Erreger gar nicht erst an Bord kommen dürfen. Sie würde dafür sorgen, daß sich so etwas nicht wiederholte. "Computer, zeige mir die Aufenthaltsorte von Ensign Savan vor seinem Tod an, Auflistung zeitlich rückwärts", verlangte sie vom Großrechner des Schiffes, der irgendwo in den Eingeweiden des Konglomerats aus Metallen und Kunststoffen saß. Auf ihrem Display erschien die gewünschte Liste. Die Trill beugte sich in ihrem Sitz vor und studierte die Aufzeichnungen. Schnell scrollte sie die Liste herab. Sie ging davon aus, daß Savan sich an Bord der Station infiziert hatte. Sie mußte zurück zu seinem letzten an Bord kommen und prüfen, wieso er den Virus mit an Bord gebracht hatte.

Die Tür zur Krankenstation öffnete sich und die Ärztin warf einen Blick durch die Glasscheiben ihres Büros in den Eingangsbereich. Statt des erwarteten Patienten entdeckte sie dort die Counselor. Sie winkte ihre Freundin hinüber und diese kam mit den üblichen, energiereichen Schritten zu ihr hinüber und ließ sich im Besucherstuhl nieder. "Was kramst Du da noch, jetzt, wo Du alle Patienten wieder entlassen hast?", wollte sie dann wissen, während sie lässig ein Bein über das andere schlug. "Ich muß herausfinden, wo der Virus an Bord kam und unterbinden, daß sich so etwas wiederholt", erklärte sie, was sie für ihre Pflicht als Medizinerin hielt. Immerhin war sie für das gesundheitliche Wohl ihrer Kollegen verantwortlich und sie wollte die Lücke, die es da offensichtlich in den medizinischen Sicherheitsvorkehrungen gab finden und schnell schließen. "Deshalb brauchst Du nicht am Abend hier herumsitzen. Das kannst Du auch Morgen noch herausfinden und unterbinden", meinte die El Aurianerin im Besucherstuhl. Yanas seufzte. Natürlich konnte sie das auch morgen noch, aber Arbeiten zu verschieben war nie ihre Art gewesen. Das paßte eher zu ihrer impulsiven Freundin, die schon wieder quasi aus ihrem Stuhl aufsprang und sie aufforderte: "Laß uns im Starlight etwas essen gehen. Du kannst morgen weitermachen." Yanas zog eine Grimasse und löschte das Display. "Okay, gehen wir was essen", stimmte sie zu. Sie hatte bereits die Lücke gefunden und gleich morgen würde sie sich mit Mr. N'Daye darüber unterhalten, wie man sie schließen konnte.

"Sie wollen was?", fragte Savvy am nächsten Morgen die Chefärztin, die gerade mit einer Anforderung bei ihm aufgetaucht war. "Ich will eine Vorrichtung an der Luftschleuse, die eintretende Personen auf bekannte Erreger prüft und ihnen den Eintritt verweigert, wenn sie welche in sich tragen", erklärte die Trill ohne mit der Wimper zu zucken.

Ensign Savan war zuletzt über die Luftschleuse an Bord gekommen. Davor war er gebeamt worden. Zu dem Zeitpunkt hatte er den Erreger noch nicht in sich getragen. Yanas hatte die Transporterlogbücher dreimal gecheckt. Außerdem war es naherliegend, daß der Virus auf die Art und Weise an Bord gelangt war. Der Transporter hätte den Erreger ausgefiltert gehabt.

N'Daye kratzte sich am Kopf. "Ich nehme an, es genügt Ihnen nicht, wenn ich einen Scanner und ein Kraftfeld in der Luftschleuse errichte?", fragte er dann nach. Die Trill schüttelte mit dem Kopf. "Viele Viren werden durch die Luft übertragen. Wenn die Person irgendwo im Schiff ausatmet, dann haben wir sie an Bord. Dann können wir uns eine Vorrichtung an der Luftschleuse auch gleich sparen", führte sie das auch, was der Chefingenieur bereits vermutet hatte.

Der nickte jetzt. "Ich lasse mir die Sache durch den Kopf gehen und kontaktiere sie alsbald möglich mit einem Lösungsvorschlag", erklärte er. Die Ärztin nickte. Dann drehte sie sich herum und verließ den Maschinenraum.

Die Friendship hatte wieder an der Starbase angedockt. Nach Wochen des Aufenthalts im All war es schön, wieder die Annehmlichkeiten der Station in Anspruch zu nehmen. Und so saß sie nun mit Tomm van Haaren auf einer Bank im Park, der sich in der Kuppel der Station befand. Noch immer fand sie es faszinierend umgeben von Grün und den Sternen mitten im All zu sitzen. Dieser Park machte die Station definitiv zu etwas besonderem.

"Und wie habt ihr das ganze dann hier in den Griff bekommen?", wollte sie dann von ihrem Kollegen wissen. Sie hatte sich in den letzten Wochen vor ihrer Versetzung, in denen sie ihren Nachfolger eingewiesen hatte, mit dem Holländer angefreundet. Er war immer gut gelaunt gewesen. Und so hatten sie auch nach ihrer Versetzung auf das Schiff Kontakt gehalten, was nicht sonderlich schwer gewesen war, da die Friendship hier stationiert war.

Tomm zog die Schultern hoch. "Wir standen vor der Schwierigkeit, nicht zu wissen, wie viele Personen sich hier an Bord angesteckt hatten. Immerhin leben auf der Station mehrere 100.000 Lebewesen. Bis wir die alle untersucht gehabt hätten, wäre es längst zu spät gewesen. So hat Captain Bennett letztendlich entschieden, daß das entsprechende Medikament dem Trinkwasser beigemischt wird. Natürlich in einer Dosis, die niemandem wirklich schaden kann", erklärte er.

Die Trill nickte. Es hatte offensichtlich funktioniert, auch wenn sie selber nicht unbedingt zu solchen Mitteln gegriffen hätte. Man konnte nie wissen, was für Auswirkungen das auf die verschiedenen Metabolismen der vielen Spezies, die hierherkamen, haben konnte. Aber wenn man sich einer drohenden Epidemie gegenüber sah, dann mußte man wohl Abstriche machen.

Der Niederländer stand auf und reichte ihr die Hand. Lächelnd legte sie ihre eigene Hand hinein und ließ sich von ihm hochhelfen. Gemeinsam schlenderten sie dann gen Ausgang.

Mit hochgezogener Augenbraue sah Yanas Robert Grey hinterher, der Murray Summers stützte, der gerade an ihr vorbei in den Behandlungsbereich ihrer Krankenstation humpelte. Gerade hatte die Ärztin ihr Büro verlassen, um sozusagen die Lichter für die Nacht zu löschen. Es machte nicht viel Sinn, die Krankenstation ständig besetzt zu halten, während die Friendship an der Base vertäut lag. Stattdessen folgte sie nun den beiden Männern und sah Rob wortlos zu, wie er seinem Mitarbeiter auf eine der Bioliegen half.

"Mr. Grey, ist es unbedingt erforderlich, daß Sie mir regelmäßig quasi Ihre Mitarbeiter zu Füßen legen?", wollte sie dann vom Sicherheitschef wissen, während sie bereits den Diagnosemechanismus in der Liege aktivierte.

Rob hob die Schultern und meinte: "Sie übertreiben", was von ihr mit einem weiteren Hochziehen einer ihrer Augenbrauen quittiert wurde. "Er ist nur verstaucht", meinte sie, bezogen auf den Knöchel des Sicherheitsoffiziers auf ihrer Bioliege.

Rob sah ihr nach, wie sie zu dem Schrank trat, in dem sie ihre kleinen Behandlungsgerätschaften verstaut hatte. Kurz danach kam sie mit etwas in der Hand zurück, dessen Namen er nichtmal hätte benennen können. "Machen Sie bitte den Knöchel frei, Mr. Summers", meinte sie und drehte sich zu Rob herum, während sie geduldig darauf wartete, daß ihr Patient ihrer Aufforderung nachkam.

"Das ist diese Woche bereits der zweite kleine Unfall, Mr. Grey", kam sie nahtlos auf den Inhalt des Gespräches zurück, während sie zusah, wie Murray seine Hose hochkrempelte und dann vorsichtig aus Schuh und Knöchel schlüpfte.

Rob gab so was wie ein Knurren von sich und meinte: "Solche kleinen Unfälle können immer mal beim Training passieren." Sie quittierte mit einem Schnauben und aktivierte ihr Behandlungsgerät, von dessen Spitze daraufhin ein weiches, oranges Licht ausging. Sorgfältig führte sie das Licht in kreisförmigen Bewegungen immer wieder über den Knöchel, bis sie offensichtlich mit dem, was sie auf der Anzeige des Biobettes sah zufrieden war.

"Passen Sie auf, daß solche Unfälle nicht zu häufig passieren, Mr. Grey. Anderenfalls muß ich mir wohl doch mal den Trainingsplan Ihrer Leute in Hinblick auf gesundheitliche Risiken ansehen", erkärte sie dann, während sie das kleine Gerät in ihrer Hand deaktivierte.

Auf sein Gesicht trat der strenge Ausdruck, den er gewöhnlich für Kleinkriminelle bereit hielt. "Miss Edan, wir sind Sicherheitsoffiziere. Da gehören gesundheitliche Risiken zum Job", belehrte er sie und half gleichzeitig seinem Mitarbeiter von der Liege.

"Seien Sie die nächsten zwei Tage vorsichtig. Keine weiteren Trainingseinheiten. Anweisung vom Doc", ließ Yanas verlautbaren und setzte nun ihrerseits einen strengen Blick auf, den Avari Edan stets für die Kinder in ihrer Klasse reserviert gehabt hatte, wenn sie allzu sehr über die Strenge schlugen. "Haben wir uns da verstanden, Mr. Grey?", setzte sie überflüssigerweise nach. "Natürlich, Doc. Ich brauche gesunde Mitarbeiter", antwortete er ihr, bereits mit Summers auf dem Weg zum Ausgang.

Yanas betrachtete die sich schließenden Türen, dann räumte sie den Osteogenen Stimulator an seinen Platz zurück. Sie trat hinüber zur Tür, die sich öffnete. "Computer, Lichtniveau auf 0% absenken", meinte sie, was dazu führte, daß die Lampen in der Krankenstation verlöschten. Dann verließ sie den Raum und ließ damit die dunkle Krankenstation zurück.

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