Folge 3

Aus U.S.S. Friendship

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mehr als nur einmal gemacht.
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Er wollte sich gerade in sein Zimmer begeben, als ihn etwas am Bein kitzelte.
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Er wollte sich gerade in sein Zimmer begeben, als ihn etwas am Bein kitzelte. "Anaki!" stiess er schmunzelnd hervor, als er das Haustier seiner Nachbarin erkannte. Er wusste nicht, wieso es sich einmal mehr zu ihm gesellte. Aber das war bestimmt eines der vielen Dinge, die es herauszufinden galt. Der Abend war noch jung.
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Aktuelle Version vom 19. Februar 2009, 20:50 Uhr

Zusammenfassung

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Autor: Robert Michael Grey
Titel: Folge 3

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16.06.2387

Flink glitten zwei Hände über die Tasten. Augenblicklich füllte sich der Raum mit den Klängen einer Etüde des späten 22. Jahrhunderts, vielleicht eine der kreativsten Musikepochen überhaupt, wie Robert Grey seinen Grossvater gerne zitierte. Oft stundenlang hatten sie darüber debattiert, bis sie sich eines Tages endlich einig wurden. Kein Zweifel, das späte 22. Jahrhundert musste es sein.

Vielleicht lag es daran, dass es der Tag vor seiner Abreise war; der Abschied von seiner Familie auf Delan V, um auf der Erde ein Musikstudium anzutreten. Er liess nur ungern Dinge offen und so musste auch diese Sache geklärt sein, bevor er für längere Zeit seinen Heimatplaneten verliess. Dass er nach knapp anderthalb Jahren das Studium zugunsten einer Sternenflottenkarriere vorzeitig beendete, war im Nachhinein nicht überraschend. Vieles war in seinem Leben anders verlaufen, als er sich das vorgestellt hatte, aber er war nicht jemand, der seine Entscheidungen bedauerte. Er war sich zu gegebener Zeit stets sicher gewesen, das richtige zu tun und sein Mut zur Entscheidung hatte ihn erst soweit gebracht. Überhaupt war dies eine der Grundvoraussetzungen für den Dienst in der Flotte und vermutlich war er als Sicherheitschef um einiges kompetenter, als er es als Künstler je gewesen wäre. Seltsamerweise verstand sein Grossvater, der ihm alles über die Musik beigebracht und die Freude am Klavierspiel weitergegeben hatte, seine Entscheidung für die Sternenflotte. Seine Eltern hingegen akzeptierten sie erst nach einiger Zeit, spätestens aber nach der Heirat mit Miranda und der Geburt der ersten Tochter. Er war froh, dass dies nicht mehr zwischen ihnen stand.

Nein - er liess nur ungerne Dinge offen. Und so hatte er sich in den letzten Tagen fast ausschliesslich mit den Ereignissen in den Kolonien von Adraxia beschäftigt. Nicht nur, dass ein Sternenflottenshuttle mitsamt hochrangigem Diplomaten von Unbekannten angegriffen wurde, auch sein Vorgänger war bei der Aufklärung des Falles unter bisher ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Und nun war auch Sin Radeb ermordet in seinem Büro aufgefunden worden - seine Ehefrau niedergeschlagen und das Haus durchwühlt.

Robert wirkte konzentriert. Das Spiel ging im leicht von der Hand, während das Zusammensetzen dieses Puzzles jedoch ungemein schwerer war. Gehörten die einzelnen Teile überhaupt zusammen? Es war schwierig, die Lage nach dieser kurzen Zeit richtig einzuschätzen.

Die schwarze Konsole auf dem Tisch auf der anderen Seite des Raumes begann plötzlich zu piepen, bis er sich davor gesetzt und die Subraumverbindung angenommen hatte.

"Chris", begrüsste er den Mann auf dem Bildschirm, "bereust du es schon, mich an die Friendship abgetreten zu haben und willst fragen, ob ich die Entscheidung nicht noch einmal überdenken kann?" Der Stationskommandant von Sternenbasis 129 grinste leicht, aber es war offensichtlich, dass er sich nicht deswegen meldete. "Inzwischen sinds drei Flaschen saurianischen Brandys, die du mir schuldest", meinte Christopher Bennett gegenüber seinem Kameraden aus alten Zeiten. "Dann hast du die Informationen also bekommen?" Er nickte: "Die Damen und Herren im Hauptquartier sind sehr daran interessiert, dass der Fall aufgeklärt wird und haben eine Sondergenehmigung für die Geheimdienstberichte ausgestellt. Du solltest bereits eine Kopie in der Datenbank finden. Ich weiss natürlich nicht, wie es um die Vollständigkeit steht, aber ich verlasse mich da voll und ganz auf deine Einschätzung." Robert war zufrieden. "Gute Arbeit, Chris. Den Brandy gibts aber erst nach getaner Arbeit. Grey Ende." Die Konsole zeigte wieder das Föderationslogo, bevor er sie erneut betätigte, um die Berichte einzusehen.




Christopher Bennett lehnte sich nach dem Gespräch mit dem Sicherheitschef der U.S.S. Friendship in seinem Stuhl zurück, bevor er diese bequeme Position auch gleich wieder verlassen musste - der Türsummer kündigte Besuch an. Er zog sich seine Uniform zurecht, während sich die Tür mit einem leichten Zischen zur Seite schob. Commander Soto betrat das geräumige Büro des Stationskommandanten, das sehr aufgeräumt wirkte. Selbst auf dem breiten Tisch, an welchem Bennett sass, war alles fein säuberlich aufgestapelt. Ein grosses Bild hinter ihm an der Wand zeigte ein detailliertes Schema der Sternenbasis 129, einige Pflanzen gaben dem Raum eine gemütliche Athmosphäre.

Bennett blickte zu seiner Stellvertreterin. "Sir. Commodore Wells", stellte sie den mittelgrossen Mann mit grauen Schläfen vor, der nun ebenfalls das Büro betrat. "Danke, Commander", wurde aus dem Sessel vor ihr bestätigt, woraufhin sie die zwei alleine liess.

Kenneth Wells war vor einer guten Stunde mit der U.S.S. Shanghai eingetroffen, um auch sogleich das Kommando über die fünf auf Sternenbasis 129 stationierten Schiffe zu übernehmen.

"Herzlich Willkommen auf Sternenbasis 129", begrüsste Bennett den ebenfalls in rot gekleideten Commodore. "Danke, Captain", entgegnete dieser, während sich beide die Hand schüttelten, "eine wirklich schöne Station, die sie da haben."

Wells hatte zwar selber noch nicht viel von seinem neuen Kommandoposten gesehen, aber die Konstruktionspläne waren ihm vertraut. Quartiere, Habitate, Freizeiteinrichtungen, Schulen und vieles mehr in der oberen Hälfte des Stationskerns boten den zur Zeit etwa 60'000 auf der Station lebenden Bewohnern einen vollständigen Lebensraum im All. Nicht nur für Sternenflottenpersonal, sondern auch für zivile Personen. Die sechs ringförmig angeordneten Module um den Kern herum waren jedoch ausschliesslich der Sternenflotte vorbehalten. Medizinische und Wissenschaftliche Einrichtungen, sowie Ausbildungsräumlichkeiten befanden sich darin. Das Herzstück der Station bildeten jedoch die drei Reparatur-Docks, die selbst für die grössten Sternenflottenschiffe Platz boten.

Sie gehörte bei weitem nicht zu den grössten Stationen der Föderation, aber so nahe an der Grenze folgte sie dem neuen Verteidigungskonzept, welches nach dem Dominionkrieg beschlossen wurde. Zahlreiche mittelgrosse Stationen sollten in Zukunft neben den Aussenposten ein flexibles Verteidungsnetz bilden und im Ernstfall als Stützpunkte dienen können.

Bennett bot Wells eine der Sitzgelegenheiten vor seinem Arbeitstisch an, um ihn über die letzten Ereignisse vollständig zu informieren.




17.06.2387

Die Sonne stand schon hoch, als Robert Grey zusammen mit Almir Saljaj am nächsten Morgen das Krankenhaus verliess, in welchem die Frau des ermordeten Sin Radeb nach dem Überfall noch immer behandelt wurde. Viel mehr als am Tag zuvor konnte sie auch heute nicht berichten; an die Momente bevor sie niedergeschlagen wurde, konnte sie sich nach wie vor nicht erinnern. Hinweise auf die Täter oder den möglichen Tathintergrund konnte sie deshalb keine geben.

Die beiden Männer blieben auf der nahen Promenade stehen. "Das war nicht sehr ergiebig", meinte der adraxianische Ermittler, welcher schon beim Attentat auf Radebs Vorgänger mit dem Sicherheitschef der Friendship zusammengearbeitet hatte, leicht frustriert. "Eine Frage, Mr. Saljaj", entgegnete ihm Robert, "wen hatte Tella Radeb mit den 'Unabhängigen' gemeint?" Der Adraxianer räusperte sich etwas unsicher wirkend und zog den kräftig gebauten Commander Grey zur Seite. "Ich weiss nicht, ob das hier der richtige Ort ist, Mr. Grey."

Der Commander schaute sich um. Es waren zwar einzelne Personen in der Nähe, aber sicherlich ausser Hörweite. Er schien ein unangenehmes Thema angeschnitten zu haben. "Was meinte sie mit 'die Unabhängigen würden sie schon lange beobachten'?" hakte er nach. Im Krankenhaus hatte er sich aus dem Gespräch herausgehalten, aber dass der Ermittler bei dieser Aussage nicht genauer nachgefragt hatte, verwunderte ihn, weshalb er diese Sache unbedingt aufgreifen musste. Der Adraxianer kannte seinen Föderationskollegen zwar erst seit kurzem, aber er wusste ihn hinsichtlich seiner Hartnäckigkeit gut einzuschätzen.

"Also gut, Commander", begann er deshalb mit gedämpfter Stimme einige Auskünfte zu geben, während Robert den Ausführungen mit seinem üblich forschen Blick folgte, den er immer aufsetzte, wenn er jemandem konzentriert zuhörte. Ohne ins Detail zu gehen, wurde ihm erklärt, dass die Unabhängigen neben den anerkannten politischen Mächten der adraxianischen Gesellschaft eine kleine Gruppe bildeten, die sich frei von jeglicher Einflussnahme dieser Kräfte bewegte. Dass der adraxianische Rat aus Mitgliedern verschiedener Fraktionen bestand und es nicht ein vereinigtes Volk war, hatte er bereits aus den Berichten herausgelesen. Die Unabhängigen wurden aber seiner Erinnerung nach nie erwähnt.

Er hatte Saljaj schon bei früherer Gelegenheit zu einem eventuell politisch motivierten Hintergrund beim tödlichen Angriff auf das Föderationsshuttle befragt. Aber obwohl Parmen Karnelo dem sehr liberalen 'Weltenbund' angehörte und sein Nachfolger der wesentlich konservativeren 'Republik', wurde dies von ihm ausgeschlossen. Seit einem Jahrhundert herrschte Frieden und es gab keine Hinweise, dass eine der Ratsgruppen wegen der Föderationsmitgliedschaft diesen beenden wollte. Auch die kleineren Fraktionen hatten einer Mitgliedschaft zugestimmt, einzig der 'Teragonpakt' war daran nicht interessiert, hatte sich aber lediglich seiner Stimme bei der Ratsabstimmung enthalten.

Robert verzichtete darauf, weitere Fragen zu stellen. Almir Saljaj hatte wohl recht - dies hier war nicht der richtige Ort.




"Sir, wir erhalten eine Subraumnachricht von der Almagest", informierte Sebastiao Andrade. Eine leichte Aufregung konnte er nicht verbergen. Die Friendship befand sich noch immer im Orbit von Pilgrim, während die Sicherheitsabteilung auf dem Planeten beschäftigt war. Nach dem Tod des letzten Sicherheitschefs wollte man kein Risiko eingehen und überwachte die Mitglieder auf dem Planeten permanent. Bei dieser Aufgabe stellt sich sehr schnell die Routine ein.

"Auf den Schirm", befahl Captain Leong, der eben noch mit Commander Maverick über die Schichteinteilung gesprochen hatte. Vieles klappte an Bord bereits ausgezeichnet, trotzdem galt es noch an einigen organisatorischen Dingen zu feilen. Bei Macs Tempo würde aber das Schiff schon in den nächsten Tagen so rund laufen, als wäre die Friendship schon vor Jahren in Dienst gestellt worden.

Captain Graham und ihr Erster Offizier Cmdr. Carasco waren auf dem grossen Bildschirm zu sehen. Sie befanden sich seit der Zerstörung des Shuttles auf Patrouille entlang der Breen-Grenze, konnten aber auch diesmal nur wenig neues berichten. Allerdings schienen sie einige Sensorenwerte etwas zu beunruhigen. "Vermutlich nichts, aber ich möchte diesen Klasse-9-Nebel zur Sicherheit trotzdem näher untersuchen. Da die Reichweite unserer Sensoren dort drin auch mit höchster Leistung äusserst gering ist, fliege ich dort äusserst ungern ohne Verstärkung hinein. Da sich die Leviosa am anderen Ende des adraxianischen Raums befindet und die Shanghai noch bei Sternenbasis 129 ist, sind sie derzeit unsere einzige Option", fasste sie ihre Pläne in Worte. Shiong-Soon grübelte: "Wir stecken derzeit noch in einer Untersuchung, ich muss erst prüfen, ob wir Pilgrim für dieses Unterfangen verlassen können." Die Captain der Almagest nickte: "Wir werden so lange in Bereitschaft bleiben. Graham Ende." Der Hauptbildschirm zeigte wieder den Planeten.

Der Malaye betätigte seinen Kommunikator. "Captain Leong an Cmdr. Grey." Es dauerte nicht lange, bei sich sein Sicherheitschef meldete. "Gibt es Neuigkeiten?" wollte der Captain wissen. "Leider noch nicht, Sir." Shiong-Soon unterrichtete ihn über seine Absicht, die Untersuchung zu unterbrechen und die Almagest zu unterstützen. "Sie können mein Team zurückholen. Ich aber würde meine Aufgabe in der Zwischenzeit gerne fortführen", verlangte Robert. Sein Vorgesetzter grübelte, denn er wollte ihn ungerne zurücklassen, liess sich letzten Endes aber doch überzeugen.

"Mr. Andrade. Kontaktieren sie die Almagest und vereinbaren sie ein Rendezvous." Dann wandte er sich an die Romulanerin am Steuerpult. "erei´Arrain T’Aenik, sobald wir komplett sind, setzen sie Kurs auf Rendezvous. Warp 8."




Robert prüfte das Schild über dem Eingang mit festem Blick, als wollte er feststellen, ob es einer genaueren Betrachtung standhielt. "Blauer Mond" konnte er übersetzen. Er öffnete die Tür und trat ins Innere der Bar. Wie er sogleich feststelle, trug es zurecht diesen Namen, denn alles war in ein blaues, diffuses Licht getaucht.

Einige Tische waren besetzt. Köpfe wendeten sich in seine Richtung, um dann aber wieder in ihre ursprüngliche Position zurückzukehren. Es verwunderte ihn, dass die Anwesenden nur kurz von ihm Notiz nahmen, denn ein Sternenflottenoffizier wurde bereits in der Hauptstadt mit interessierten Blicken gelöchert.

Er ging hin zum Tresen, in welchem sich offenbar ein Aquarium befand, denn bunte Fische schwammen darin hin und her. Womöglich handelte es sich dabei auch nur um eine Projektion oder ein Hologramm. Er konnte das nicht genau feststellen.

"Was darf ich dir bringen?" wurde er von der Dame hinter dem Aquariumtresen gefragt. "Was kannst du mir empfehlen?" antwortete er mit einer Gegenfrage. Sie lächelte, stellte ihm ein Glas auf den Tisch und goss irgendeine blaue Flüssigkeit ein. Oder zumindest wirkte sie blau. Er nippte nur etwas am Glas, denn Durst hatte er eigentlich keinen.

Kurze Zeit, nachdem die Friendship den Orbit verlassen hatte, war ihm von jemandem eine Karte zugesteckt worden. Auf der Rückseite stand lediglich 'Heute abend. Kommen sie alleine." Die Vorderseite enthielt die Adresse des Blauen Mondes, einer kleinen Bar, ausserhalb der Hauptstadt. Er war sich nicht sicher, ob er sich darauf einlassen sollte, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er hier vielleicht mehr erfahren könnte. Damon Richardson war mit einem Informanten in Kontakt getreten. Gut möglich, dass es sich hierbei um die gleiche Person handelte. Robert war sich des Risikos bewusst und versuchte so vorsichtig wie möglich zu sein. Er hatte die Bar zuvor einige Zeit beobachtet und es schien nicht, als würde er hier direkt in eine Falle tappen.

Zwei Stunden vergingen, ohne dass sich was tat. Das ungewöhnliche Licht macht ihn etwas schläfrig und er schien nicht der einzige zu sein, denn die Bar begann sich langsam zu leeren. Er nahm einen letzten Schluck und bezahlte. Länger wollte er nicht mehr warten.

Die kühle Luft vor der Tür weckte seine Lebensgeister wieder. Er streckte seine Glieder durch und folgte der Strasse in Richtung der Schnellbahn, um in die Stadt zurückzugelangen. Vielleicht fünfzig Meter hinter ihm, schien ihm eine dunkle Gestalt zu folgen. Er entschloss sich links in eine schmale Gasse abzubiegen und abzuwarten. Er stellte sich direkt um die Ecke und seine Hand zog sein rechtes Hosenbein etwas hoch, um das Messer, das er stets am Unterschenkel trug, zu ergreifen. Ein leichter Wind zog durch die Gasse, Gelächter war aus der Ferne zu hören. Jede Faser seines Körpers war gespannt, ein Adrenalinschub liess sein Herz schneller schlagen, seine Hand umgriff fest das Messer.

Die Schritte, erst leise und gedämpft, wurden nun immer lauter, bis sie sich auf seiner Höhe befanden. Er war bereit. Nun sah er die Gestalt aus der Nähe, aber es handelte sich zu seiner Erleichterung nur um einen älteren Adraxianer, der seinen Weg auf der Hauptstrasse fortsetzte. Roberts Anspannung löste sich, langsam liess er das Messer sinken. Dann nahm er hinter sich schnelle Schritte wahr. Er fuhr herum, versuchte den Angreifer abzuwehren, wurde aber kurz darauf von einem harten Gegenstand getroffen. Seine Waffe fiel ihm aus der Hand und landete mit einem metallischen Klirren auf dem harten Untergrund. Dann wurde er von hinten ein zweites Mal am Kopf getroffen, was ihn seinem Messer folgen liess.




S'anra flog die Friendship sicher zum Rendezvous mit der Almagest, in die Nähe des Rhombus-Nebels. Das Schiff der Akira-Klasse hatte dort vor fünf Stunden Position bezogen und seither auf das Eintreffen Captain Leongs und seiner Crew gewartet. Die Almagest war zwar eine extrem kampfstarkes Schiff, aber so nahe an der Grenze zu den Breen wollte Laura Graham es keinem Risiko aussetzen. Der Feind des letzten Krieges hatte sich zwar - bis auf einzelne Vorfälle - seither ruhig verhalten, aber diplomatischer Kontakt war kaum vorhanden. Hinzu kam, dass die Schiffssensoren in Nebeln der Klasse 9 nur auf geringe Distanz zuverlässige Resultate lieferten.

Lieutenant T'Pel, sowie Savvy N'Daye hatten sich auf der Brücke eingefunden, um die Sensoren für die bevorstehen Aufgabe zu optimieren. Die Arbeiten der beiden gingen ziemlich rasch voran, da Savvy mit den Systemen des Schiffs extrem vertraut war und die Vulkanierin, wie für ihre Spezies typisch, einen grossen Wissensschatz aufwies. "Wir konnten die Effizienz der Kurzstreckensensoren für diese Umgebung um 18.7% verbessern", meldete die Lieutenant anschliessend den beiden höchstrangigen Offizieren. Viel mehr gab es in dieser kurzen Zeit nicht herauszuholen.

Commander Maverick und Captain Leong waren sichtlich zufrieden, dass die beiden so gut zusammenarbeiteten. Sie hatten sich bei der Wahl ihrer Führungsoffiziere nicht getäuscht. Mac wandte sich nach einem kurzen Blick zum Captain an den Ops-Offizier. "Signalisieren sie der Alamgest, dass wir bereit sind."

Kurz danach nahmen die beiden Föderationsschiffe ihre Fahrt in den Nebel auf.




Robert Grey blinzelte. Er spürte den Hauch einer warmen Briese um seine Nase, gedämpft drang das Geräusch brechender Wellen an einer Brandung an sein Ohr. Der Himmel war stahlblau und die grelle Sonne hoch oben befand sich genau über ihm. Er ächzte etwas, als er sich aufsetzte und fasste sich an seinen Schädel, der ziemlich schmerzte. Dann blickte er auf seine Finger, die jedoch keine Spuren von Blut aufwiesen. Wenigstens hatte er keine äusseren Schäden davongetragen.

Er erhob sich vom rotgepolsterten Sofa, auf dem er eben erwacht war und blickte sich um. Er befand sich auf einer grossen, hellgestrichenen Terrasse. Ein Blick über die Brüstung bot ihm eine felsige Küste, an die ein blaugrünes Meer grenzte. Ein äusserst schöner Ort, Wert um hier einen Urlaub zu verbringen, wie er dachte - nur dass er diesen nicht gebucht hatte. Vogelartige Wesen kreisten über der hellbraunen Küste, die sich so weit hinzog, wie das Auge reichte. Der Ort schien sich fernab der Städte zu befinden.

"Guten Morgen, Commander", hörte er hinter sich eine Stimme rufen und aus dem Augenwinkel nahm er eine Person wahr, die eben die Terrasse betrat. Robert wendete sich von der grandiosen Aussicht ab und fixierte den adraxianischen Mann, der bestimmt einen Kopf kleiner und wesentlich schmächtiger war als er. Dieser jedoch schien sich der körperlichen Unterlegenheit offensichtlich bewusst, denn etwas hinter ihm standen zwei grössere Exemplare seiner Spezies. Der eine hatte einen Verband um seinen Arm gewickelt. Also doch. Robert war sich sicher gewesen, dass er einen der Angreifer erwischt hatte.

Langsam kamen die drei auf ihn zu. Da er immer noch etwas benebelt war, entschied er sich erst einmal abzuwarten und nichts zu entgegnen oder gar zu unternehmen. Auch wenn ihm das recht schwer viel.

Der freundliche wirkende Mann trug eine beige Robe und wies Robert an, am grossen Tisch in der Mitte Platz zu nehmen. Dann setzte er sich gegenüber.

"Es tut mir leid, dass ich sie mit diesen Mitteln hierher bringen musste. Aber meine Männer waren sich nicht sicher, ob sie freiwillig mitkommen", entschuldigte er sich, während er zwei Gläser mit einer bläulichen Flüssigkeit aus einem Krug füllte. Dieses Getränk schien bei den Adraxianern offensichtlich verbreitet zu sein. "Keine Sorge", konnte sich der Mann in der goldfarbenen Sternenflottenuniform nun doch nicht verkneifen, "es ist ja nur mein Kopf." Der Gegenüber zog seine Lippen zu einem leichten Grinsen: "Nun, Commander Grey. Ich weiss nicht was sie mit mir vorhatten, wenn ich in diese Gasse abgebogen wäre. Es erschien mir nicht, als wollten sie mir Gutes." Dabei blickte er zur Person mit dem Verband. Jetzt erst konnte Robert eine gewisse Ähnlichkeit des vor ihm sitzenden Mannes mit der Gestalt feststellen, die erst hinter ihm folgte und dann an ihm vorbeigangen war. "Übrigens ungewöhnlich für einen Sternenflottenoffizier, nicht einen Phaser zu benutzen", fügte er hinzu.

"Ungewöhnlich für einen Adraxianer, einen Sternenflottenoffizier zu entführen", konterte Robert, "aber für sie vermutlich nichts neues." Selbstverständlich war es nicht Roberts Absicht gewesen, ihn ohne Not zu verletzen, aber für solche Treffen trug er ungerne einen gut sichtbaren Phaser mit sich herum. Der Mann wurde ernster. "Commander Richardson war freiwillig mein Gast, schliesslich wollte er Informationen von mir. " Er winkte mit einer Handbewegung ab. "Aber lassen sie uns darüber reden, wie ich ihnen bei der Klärung ihrer aktuellen Fälle behiflich sein kann." Robert wurde aufmerksam. Es handelte sich dabei scheinbar tatsächlich um den Informanten, den Damon gegenüber dem adraxianischen Ermittler erwähnt hatte.

Der Mann wollte seinen Namen nicht preisgeben, schien aber über die Vorfälle bestens informiert zu sein. Er hatte bereits Greys Vorgänger wichtige Hinweise über die Hintergründe der Tat am letzten Botschafter geliefert, wies aber eine Verwicklung in die Tötung Richardsons von sich. Zu Roberts erstaunen, hatte Damon gegen Sin Radeb ermittelt.

"Wieso Sin Radeb? Wieso gegen den Botschafter?", fragte er nach. Sollte es sich dabei etwa doch um ein politisches Komplott handeln? "Ich dachte, dass keine der Fraktionen einen Krieg riskieren möchte?" stellte er gleich eine weitere Frage. "Sie verstehen nicht, Commander", der ältere Adraxianer nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas, "Sin Radeb gehörte schon lange nicht mehr zur Republik, er nutzte nur noch seinen Namen und seinen Einfluss, ging aber eigenen Geschäften und Interessen nach. Seine Loyalität war nur Schein." "Ein Unabhängiger?" murmelte Robert. "Ich sehe schon, sie sind mit dem Begriff vertraut. Umso besser", wurde ihm darauf geantwortet. "Und woher wissen sie, was andere nicht wissen? Nicht einmal seine Frau schien davon Kenntnis zu haben", gab sich der Sicherheitschef etwas verblüfft.

Die Antwort war einfach. Er hatte Sin Radeb damals davon überzeugt, sich unabhängig zu machen. Offenbar waren diese Fraktionen - die geografisch getrennten Gebieten entsprachen, die auf dem Hauptplaneten auch heute noch existierten - sehr streng, was den freien Handel betraf. Alles wurde von ihnen aus gesteuert, auch auf das normale Leben hatten sie einen grossen Einfluss. Die Planeten in den Kolonien konnten entsprechend ihrer Bevölkerung mehrheitlich der einen oder anderen Fraktion zugeordnet werden. Ihre Rohstoffe waren ebenso in ihrem Besitz. Die Unabhängigen wollten über diese jedoch selbst verfügen.

"Wieso sollten sie einen eigenen Mann verraten?" wollte Robert wissen und rieb sich erneut am Kopf, da er immer noch Schmerz empfand. "Wir sind keine einige Gruppe, Commander. Wie der Name sagt, sind wir unabhängig. Jeder ist frei das zu tun, was er möchte. Sin Radeb wollte auf alle Fälle einen Föderationsbeitritt verhindern, da seine Geschäfte darunter leiden würden."

"Und sie haben dafür gesorgt, dass Sin Radeb als Botschafter die Verhandlungen nicht scheitern lässt und ihn rechtzeitig erledigt", lag für Robert Grey die Sachlage auf der Hand. "Ein Unfall, Commander. Meine Männer sollten lediglich die Listen der illegal verkauften Güter sicherstellen. Dabei wurden sie von ihm überrascht." Er griff in eine Tasche neben sich und beförderte einigee Papiere an den Tag, die er vor Robert auf den Tisch legte. "Wieso übergeben sie die nicht selbst den zuständigen Behörden?" wunderte sich dieser. "Ihnen werden sie glauben", war sich der Mann in der Robe sicher. "Und wieso sollte ich ihnen trauen?" wollte der Sicherheitschef der Friendship wissen. Der Mann lächelte. Die Fakten würden ihn überzeugen.

So langsam setzte sich für Robert des Puzzle zusammen. Die Höhle, in der sie Richardson gefunden hatten, war offensichtlich ein Lagerort für Waren, die illegal verkauft werden sollten. Radebs ältester Sohn Loan war Frachtercaptain und dafür besorgt, die Güter an den Umschlagplatz zu bringen. Richardson musste bei der Erkundung der Höhle überrascht worden sein.

Sie redeten noch ein gute Viertelstunde, ehe der Adraxianer das Treffen für beendet erklärte. Er griff erneut in die Tasche neben sich. "Hier. Ich glaube, das gehört ihnen." Mit diesen Worten legte er die Waffe, die Robert abhanden gekommen waren, auf den Tisch. Anschliessend nahm er ein unbekanntes Gerät in die Hand, welches er aktivierte. Das letzte, was Robert noch hörte, war ein "Auf Wiedersehen, Commander Grey", dann fand er sich vor dem "Blauen Mond" wieder.




Ein monotones Piepsen der Konsole liess Lieutenant Andrade aufhorchen. "Captain, zwei Schiffe voraus." Auf dem Bildschirm war ausser dem dichten, violetten Nebel nicht viel zu sehen. "Reduzieren sie auf ein Viertel Impuls", befahl dieser der Romulanerin am Steuer. "Alarmstufe rot", gab Mac die Anweisung, um das Schiff in Bereitschaft zu versetzen, als zwei dunkle Shilhouetten in Sichtweite kamen. Die eine wesentlich grösser als die andere. Shiong-Soon Leong liess die Schiffe rufen. "Keine Antwort, Sir." Die beiden Schatten begannen sich voneinander zu entfernen. "Signalisieren sie der Almagest, dass wir das grössere Schiff verfolgen", gab der Captain in seiner ruhigen Art den Befehl. Doch das mussten sie nicht, denn es wendete schon kurz darauf in ihre Richtung und eröffnete das Feuer. Als es etwas näher kam, waren die Umrisse eines leichten Breen-Zerstörers deutlich erkennbar. Sofort erwiderte die Friendship den Angriff.

Das kleinere Schiff war lediglich ein Frachter mit geringer Bewaffnung, was keine Gefahr für die Föderationsschiffe darstellte, weshalb sich die Almagest ebenfalls auf das Breen-Schiff konzentrieren konnte. Dieses drehte angesichts der Unterlegenheit ab und begann sich mit hoher Geschwindigkeit zu entfernen. "Dranbleiben, Lieutnant", forderte Leong S'anra auf. Sie war zwar ein Austauschoffizier, aber die Namen der Föderationsränge gingen wesentlich leichter von der Zunge. Gerade in solchen Situationen.

Die Friendship und Almagest holten auf, aber vom Schiff vor ihnen war plötzlich ein grosser Energieanstieg zu registrieren. Ein Blitz, der den Nebel hell erleuchtete; dann war es von ihren Sensoren verschwunden. So schnell wie es aufgetaucht war.




20.06.2387

"Bitte setzen sie sich", forderte Commodore Wells die Anwesenden im Konferenzraum auf. Ein abschliessender Bericht würde er erst in einigen Tagen an das Hauptquartier schicken, aber für den auf Sternenbasis 129 stationierten Verband war dies die letzte Sitzung, ehe er sich wieder anderen Themen widmen konnte. Alle Captains und Ersten Offiziere der Schiffe, sowie der Station waren zugegen.

Nach kurzer Begrüssung, übergab er Captain Leong das Wort. Seine Crew hatte die letzten knapp zwei Tage an der Zusammenstellung der Fakten gearbeitet. Seine Aufgabe würde lediglich noch darin bestehen, diese zu präsentieren.

Die Energiemuster, welche beim zerstörten Shuttle bei Merica gefunden wurden, stimmten mit denjenigen das Schiffes überrein, auf welches sie im Rhombus-Nebel gestossen waren. Nach der Sicherstellung des Transportschiffes und dem Verhör von Loan Radeb war bekannt, dass es gerade dabei war, eine grössere Menge von Kormalin zu übernehmen. Über die Käufer konnte er jedoch keine genaueren Angaben machen, gab jedoch zu, schon über längere Zeit Handel mit ihnen zu treiben. Offenbar war aber die letzte Lieferung die Bezahlung für den Angriff auf Parmen Karnelo.

"Was die Zugehörigkeit des fremden Schiffes betrifft, können wir keine zuverlässige Aussage machen. Das Aussehen und die Energiesignatur entspricht zwar zu einem grossen Teil den bekannten Schiffen der Breen-Flotte, ist aber in einigen wesentlichen Bestandteilen nicht identisch." Eine Holoprojektion verdeutlichte die Ergebnisse visuell. Dann fuhr er weiter: "Nach uns zugänglich gemachten Geheimdienstberichten zu urteilen, haben die Breen kaum Schiffe in Grenznähe postiert. Im Gegenteil. Während des letzten Jahres haben sie fast die komplette Flotte abgezogen."

Ein Schema des Grenzgebietes zeigte eine generelle Bewegungen in die entgegengesetzte Richtung. Es schien ganz so, als hätten die Breen derzeit andere Interessen, als einen Krieg mit der Föderation anzuzetteln. Dies löste zwar bei allen Beteiligten Erleichterung aus, trotzdem wusste man nicht, wie man die Zeichen deuten sollte.

Captain Leong setzte sich nach seiner Präsentation wieder an den ovalen Tisch. "Danke, Captain", übernahm der Commodore wieder das Wort.

"Wie sieht es mit den weiteren Aufnahmeverhandlungen mit Adraxia aus?" wollte Mac wissen. Ein allgemeines Gemurmel in der Runde machte deutlich, dass sie nicht die einzige war, welche diese Frage brennend interessierte.

"Das Hauptquartier wird erst nach dem Abschlussbericht über die weiteren Schritte entscheiden. Soweit ich jedoch informiert bin, werden die Verhandlungen für die kommenden Monate vermutlich auf Eis gelegt. Neue Erkenntnisse über innenpolitische Angelegenheiten der Adraxianer erfordern erst eine sorgfältige Prüfung und Neuerwägung des Aufnahmebegehrens. Es wird wohl auch versucht werden, mit den Breen wieder in diplomatischen Kontakt zu treten." Wells macht eine kurze Pause, bevor er anfügte. "Ich bin mir aber sicher, dass die Aufnahme anschliessend vollzogen wird. Kein Sektor in der näheren Umgebung ist so reich an wichtigen Ressourcen. Hinzu kommt die Bedeutung der Kolonien von Adraxia in strategischer Hinsicht. Kaum vorstellbar, dass die Föderation darauf verzichtet und riskiert, dass sie sich eventuell gar woanders anschliessen."

Die Anwesenden nickten zustimmend. Diese Einschätzung war sicherlich korrekt.




"Gute Nacht, mein Engel." Robert küsste seine jüngste Tochter auf die Stirn, bevor sie in Richtung Schlafzimmer wegsprang. Er wollte sich noch umziehen, bevor er ins Starlight aufbrach. Zu seinem Bedauern hatte er in den letzten Tagen kaum Gelegenheit gehabt, mit den Mitgliedern ausserhalb seines Teams in Kontakt zu treten, wollte dies aber nun möglichst rasch nachholen. Es gab nichts wichtigeres auf einem Schiff, als seine Kameraden zu kennen, ganz besonders als Chef der Sicherheit. Diese Erfahrung hatte er in seiner Karriere mehr als nur einmal gemacht.

Er wollte sich gerade in sein Zimmer begeben, als ihn etwas am Bein kitzelte. "Anaki!" stiess er schmunzelnd hervor, als er das Haustier seiner Nachbarin erkannte. Er wusste nicht, wieso es sich einmal mehr zu ihm gesellte. Aber das war bestimmt eines der vielen Dinge, die es herauszufinden galt. Der Abend war noch jung.


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